Fahrt nach Robben Island
Fahrt nach Robben Island
Fahrt nach Robben Island
Fahrt nach Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Robben Island
Exit full screenEnter Full screen
previous arrow
next arrow
 

Hier saßen Mandela und viele andere Freiheitskämpfer jahrelang im Gefängnis. Heute ist die Insel Museum und Mahnmal zugleich. Und voller Geschichten – die allerdings nicht jedem erzählt werden.

Heftiger Wind hat in den Tagen zuvor viele Fähr-Fahrten nach Robben Island ausfallen lassen. Jetzt sollen sie offenbar nachgeholt werden, deshalb bilden sich lange Schlangen am Nelson Mandela Gateway im Hafen von Kapstadt. Normalerweise ist die Zahl der Besucher pro Tag beschränkt. Doch heute gibt es wohl eine Ausnahme. Und so ist nicht nur die Fähre rappelvoll. Auch auf der Insel fahren die Touristenbusse im Minu­ten­takt und gefühlt einen Gang zu schnell. Dazu reicht das Englisch unseres Bus-Guides gerade für „Rechts sehen Sie ein Haus. Es wurde im zweiten Weltkrieg gebaut.“. Wir brausen an Robert Sobukwes Haus vorbei, stoppen kurz an dem Kalksteinbruch, in dem auch Nelson Mandela arbeiten musste und halten dann ausgerechnet am langweiligsten Ort der ganzen Insel: einem Snackpoint. Als Höhepunkt des Robben-Island-Besuchs gilt eigentlich die Führung durch das alte Hochsicherheitsgefängnis mit einem ehemaligen Häftling. Doch weil auch dieser mehr Rundgänge als üblich leiten muss, verkommt das ganze zu einer ziemlich anonymen Veranstaltung. Wir erfahren immerhin, dass er fünf Jahre hier einsaß, weil er Studentenproteste in Port Elizabeth organisiert hatte. Nach einem kurzen Vortrag in einer Gemeinschaftszelle stehen wir auch schon vor der Zelle Mandelas. Doch die nächste Touristengruppe ist schon im Anmarsch, also schnell wieder raus…

Wir sind enttäuscht. Robben Island ist ein wirklich spannender Ort, von dem wir jetzt zwar immerhin ein Bild im Kopf haben aber keine starken Eindrücke. Keinen Ersatz, aber zumindest einen ausführlicheren Einblick bietet die empfehlenswerte Robben Island Prison Tour bei Google Arts & Culture!

Die Fahrt nach Robben Island bietet ein Postkarten-Panorama auf Kapstadt und den Tafelberg.

Als Gefängnisinsel ist Robben Island so berüchtigt wie Alcatraz in den USA. Fluchtversuche galten wegen der kalten und starken Strömung als aussichtslos. Dazu herrschten brutale Haftbedingungen: Bei eisigen Winden, die über die flache Insel fegten, bekamen die Häftlinge nur dünne Pullover und kurze Hosen, mussten auf dünnen Matten schlafen und wurden 16 Stunden pro Tag in nur fünf Quadratmeter großen Zellen eingesperrt. Dazu kamen Prügelstrafen und Zwangsarbeit.

Die Insel wurde schon seit dem 17. Jahrhundert als Gefängnis genutzt, zwischenzeitlich diente sie auch als Militärstützpunkt und Leprakolonie. Bekannt wurde Robben Island aber erst in den 1960er Jahren, als das Apartheid-Regime hier seine Kritiker zum Schweigen bringen wollte. Der bekannteste Häftling war Nelson Mandela. Doch auch andere Anführer der Protestbewegung saßen hier im Hochsicherheitstrakt ein.

Die Gefangenen wurden in Gruppen eingeteilt – je nach Status bekamen sie unterschiedliche Mahlzeiten.
Briefe an die Häftlinge wurden grundsätzlich zensiert.

Robert Sobukwe hatte 1959 die Partei „Pan Africanist Congress“ (PAC) als radikale Abspaltung des ANC gegründet. Er galt als Führungsfigur gegen die Pass-Gesetze des Apartheid-Regimes, wonach Schwarze jederzeit ihren Pass bei sich tragen mussten und bestimmte Gebiete des Landes nicht betreten durften. Am 21. März 1960 wurde Robert Sobukwe bei einem Protest festgenommen – dem Tag des Sharpville-Massakers. Dabei erschossen Polizisten 69 Schwarze bei einer Demonstration gegen die Pass-Gesetze. Ab diesem Tag kam es immer wieder zu Streiks und Unruhen in Südafrika. Nach drei Jahren im Gefängnis wurde Sobukwe nach Robben Island verlegt und lebte hier noch sechs weitere Jahre in Isolationshaft. Seine ursprüngliche Strafe betrug zwar nur drei Jahre. Doch konnte der Justizminister sie durch ein neues Gesetz jährlich verlängern – was er nur im Falle Sobukwes tat. Weil dieser als besonders aufmüpfig galt, wurde ihm kein Kontakt zu den anderen Gefangenen erlaubt – Bücher und Zeitungen durfte er aber lesen. Mit Handzeichen konnte er dennoch mit den anderen kommunizieren, wenn sie an seinem Haus vorbeimarschierten.

Nelson Mandelas Zelle im „B-Trakt“ des Hochsicherheitsgefängnisses ist die Hauptattraktion:
Zu sehen gibt es noch das Original-Essgeschirr, einen kleinen Tisch und eine dünne Schlafmatte.

Nelson Mandela (Häftling Nr. 466/64), Mitglied der Anti-Apartheid-Partei ANC, war 1964 in einem umstrittenen Prozess wegen Sabotage und Planung bewaffneten Kampfes zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er und sechs seiner Mitstreiter mussten ihre Strafe auf Robben Island antreten. Insgesamt 18 Jahre lang lebte er hier, bis er 1982 in ein anderes Gefängnis auf dem Festland verlegt wurde. In dieser Zeit entwickelte sich Robben Island zum Zentrum des Widerstands gegen das Apartheid-Regime. Die Häftlinge erreichten durch Protestaktionen wie Hungerstreiks, dass die Haftbedingungen gelockert wurden. Sogar die Prügelstrafe wurde abgeschafft und Robben Island entwickelte sich zur „Nelson Mandela University“: Die Häftlinge durften lesen, sich austauschen und gaben teils sogar ihren Wächtern Nachhilfeunterricht.

Erst 1991 wurde das Hochsicherheitsgefängnis auf Robben Island geschlossen, fünf Jahre später der Trakt für gewönliche Kriminelle. Seit 1997 kann das alte Gefängnis besucht werden.