Zederberge
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Wanderer, Kletterer, Ruhesuchende und Sternengucker fühlen sich in den Zederbergen genauso wohl wie Leoparden, die in diesem abgelegenen Gebirge an der Westküste Südafrikas ein ausgedehntes Schutzgebiet finden.

Der Kofferraum ist voll mit Lebensmitteln und der Tank bis zum Rand gefüllt. Eine Fahrt in die Zederberge braucht ein bisschen Vorbereitung, denn größere Geschäfte gibt es nicht und Benzin nur im Notfall. 

Schon auf der Fahrt in die Berge nehmen wir den Fuß vom Gas. So können wir die traumhafte Landschaft mit ihren rötlich schimmernden Hügeln zwischen endlosen Apfelplantagen genießen – und schonen das Mietauto etwas, denn die letzten 30 Kilometer bis zur Unterkunft führen über eine gewöhnungsbedürftig rapplige Schotterpiste. 

Holterdipolter: Auf dem Weg nach Mount Ceder

Unsere kleine Selbstversorgerhütte der Mount Ceder Lodge liegt mitten in den Bergen. Von der Grillterrasse haben wir einen weiten Blick über einen Olivenhain. Am Haupthaus gibt es ein kleines Restaurant mit Blick auf den Groot River. An seinem Ufer finden sich auch einige Badestellen. Doch auch wenn es ein fließendes Gewässer ist und damit nicht ganz so anfällig für unangenehme Bakterien, ist das Wasser für unseren Geschmack etwas zu trüb. Deshalb fangen wir lieber noch ein paar Sonnenstrahlen auf der Wiese am Ufer ein. 

 

Wasserfall-Wanderung

Noch ist Zeit für eine kurze Wasserfall-Wanderung. Von Mount Ceder fahren wir ein Stück die Straße zurück und laufen knapp eine halbe Stunde durch ein kleines Tal. Überall wachsen Bambus und Schilf, die etwas Schatten spenden. Den Gedanken an mögliche Giftschlangen in der Gegend verdrängen wir besser. Sind ja ohnehin scheue Tiere… 

Kurze Wanderung nahe der Mount Ceder Lodge

Der Wasserfall ist nach einem ergiebigen Regen bestimmt mächtiger. Aber auch wenn heute nur ein kleines Rinnsal in einen flachen Tümpel plätschert, lohnt sich der kurze Weg. In der Umgebung leuchten wieder rötliche Felsen in der Nachmittagssonne, eine kleine Höhle unter einem Felsvorsprung regt die Fantasie an: Wäre das nicht der ideale Ausguck für einen Leoparden? Schließlich ist das hier sein Schutzgebiet! Jedenfalls gerade keiner zu sehen – sowieso sin die Chancen, hier einen Leoparden in freier Wildbahn zu sehen, äußerst gering. Viel zu scheu, viel zu gut getarnt, viel zu nachtaktiv.

Die schönste Nachtaktivität für Zederbergbesucher ist tatsächlich, einfach den Kopf in den Nacken zu legen. Der Sternenhimmel ist wirklich atemberaubend schön. Es gibt praktisch kein störendes Licht in der Umgebung, die Luft ist klar. An der Sandrif-Lodge gibt es sogar eine kleine Sternwarte. Aber der Blick auf die Milchstraße ist auch ohne Technik wunderschön.

Spektakulärer Nachthimmel über den Zederbergen

Ein Riesengecko trappelt nachts in der Zwischendecke unseres Häuschens umher und kümmert sich zuverlässig um die Mücken. Türen und Fenster werden von Fledermäuse vor Insekten-Eindringlingen beschützt. Wie praktisch! Wir wachen dieses Mal nicht zerstochen auf. 

 

Weinprobe statt Experten-Trek

Die Zederberge sind ein echtes Wanderparadies. Jede Unterkunft vergibt „Permits“ für verschiedene Routen, teilweise kosten sie etwas. Denn oft führen die Wege über privates Land – und die Eigentümer nehmen diesen Zuverdienst gerne mit. Die berühmtesten Wege führen zu alten Felsmalereien, in weitverzweigte Höhlen oder besonderen Steinformationen. Die Zederberge sind ein Gebirge aus Sandstein, der in besonders bizarre Formen erodiert und aufregende Bögen oder Felsspalten entstehen lässt. Am bekanntesten sind die Wolfberg Cracks und der Wolfberg Arch, eine anstrengende, mindestens eintägige Wanderung mit Klettereinlage von der Sandrif Lodge im Herzen der Zederberge. 

Wir erreichen Sandrif erst am späten Vormittag. Zu spät, um noch eine lange Wanderung zu beginnen. Aber nicht zu spät für eine lohnende Weinprobe! Der hierher stammende Cederberg-Wein ist inzwischen in ganz Südafrika und darüber hinaus bekannt – und beliebt! So sehr, dass die Trend-Weine Rosé und Chenin Blanc des vergangenen Jahrgangs schon im Frühjahr ausverkauft sind. Es können acht Weine zur Verkostung ausgewählt werden, da machen wir es uns besser bequem. Das geht in der hübschen Anlage prima auf Holzbänken unter schattigen Bäumen im Hof – mit Blick auf die glänzenden Edelstahllagerfässer in der großen Halle nebenan.

Beliebtes Mitbringsel: Wein aus den Zederbergen

Nur ein kleiner Teil der hier verarbeiteten Trauben wächst tatsächlich direkt in den Zederbergen. Die meisten stammen von Feldern in Elim am südlichsten Zipfel des Landes und werden mit Kühllastern zur Verarbeitung hierher gefahren. Es gibt auch eine Kooperation mit einem Weingut im chilenischen Longaví, dem der Kellermeister offenbar etwas schuldig ist – denn der eigens und angeblich exklusiv importierte Wein riecht und schmeckt leider nach Kuhstall… Echte Hits sind dagegen der Cederberg-Cabernet Sauvignon und Shiraz.

 

Lot’s Wife und Window Rocks-Trail

Möglicherweise wäre es ratsamer, so eine Weinprobe erst nach einer geplanten Wanderung zu absolvieren. Andererseits ist die pralle Mittagssonne ja auch nichts für sportliche Aktivitäten und so eine Weinprobe lässt sich auch gut laufend ausschwitzen… Die sorgfältige Abwägung all dieser Argumente führt uns schließlich zum Lot’s Wife und Window Rocks-Trail. Der gut vier Kilometer lange Rundweg ist leicht begehbar und führt in eine Landschaft voller roter Felsen, die herrlich zu Säulen, Bögen und fantasievollen Skulpturen erodiert sind. Am Wegesrand stehen überall Protea, leider sind die meisten dieser hübschen Blumen Ende März bereits verblüht. Im Schatten eines großen Felsbogens machen wir Pause. Überschüssige Energie lässt sich in der Umgebung hervorragend beim Herumklettern abbauen. Das raue Gestein bietet guten Halt – und immer wieder tolle Aussichten!

Lot’s Wife und Window Rocks-Trail

Je länger wir auf den Schotterpisten der Zederberge unterwegs sind, desto selbstbewusster gehen wir mit den Straßenverhältnissen unter unserem Toyota Starlet-Mietauto um. Der Rückweg von Sandrif nach Mount Ceder ist jedenfalls deutlich schneller geschafft als die Hinfahrt. Vielleicht liegt’s aber auch am Hunger: Bis um 17 Uhr müssen wir an der Rezeption unseren Braai-Basket abholen, einen Korb für einen üppigen Grillabend mit zwei Würstchen, fünf Hähnchenschenkeln, einem griechischen Salat, (süßem?!) Nudelsalat und zwei „Braaibroodjies“. Diese „Grillsandwiches“ sind in Südafrika Pflichtbestandteil eines vernünftigen Braai und bestehen aus zwei Scheiben Toast, gefüllt mit Tomaten, Zwiebeln, Käse und etwas Soße. Im praktischen Wenderost werden sie dann ganz einfach mitgegrillt – wenn auch möglichst nicht zu heiß, damit das Brot nicht verbrennt, während der Käse innen noch nicht geschmolzen ist. 

Und abends – Grillen mit Aussicht

Feuerholz gibt es in eigentlich jedem ernstzunehmenden Geschäft. Learning: Sechs Holzscheite sind ausreichend für zwei Personen. Diese werden im Grill so lange als kleines Lagerfeuer verbrannt, bis glühende Holzkohle übrig ist, auf der dann gegrillt wird. Keine Angelegenheit für Hektiker. Aber mit einer Flasche Wein beim Sonnenuntergang auch keine verkehrte Sache…

 

Sevilla Rock Art Trail

Im Norden der Zederberge gibt es Archäologie für Anfänger: Ein fünf Kilometer langer Wanderweg führt zu neun Stellen am rötlichen Fels, auf denen die San wirklich spektakuläre Malereien gepinselt haben. Die Volksgruppe der San lebt seit mehreren tausend Jahren in der Region und ist berühmt für ihre Felsmalkunst. Abgebildet sind Jagdszenen, Menschen und Tiere – wie Esel, Elefanten, Zebras und Antilopen. Besonders begeistert sind wir von der filigranen Zeichnung eines Menschen mit Pfeil und Bogen. 

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Wie alt die Felsmalereien hier sind, lässt sich nicht sagen. Das macht aber auch nichts, denn es macht einfach Spaß, die Stellen zu entdecken, der Fantasie bei der Deutung der Abbildungen freien Lauf zu lassen und zu spekulieren, wie viel mehr dieser tollen Kunst noch in den Bergen unbekannt versteckt sein muss…

 


Tipps:

  • Die Mount Ceder Lodge vermietet kleine Häuschen mit malerischem, weitem Blick über die traumhafte Landschaft. In der Küche gibt es genug Utensilien für einen gelungenen Grillabend auf der Terrasse unter dem spektakulären Sternenhimmel. Wer nicht selbst einkaufen möchte, kann sich an der Rezeption einen prall gefüllten Korb mit Fleisch und Salaten zusammenstellen lassen – oder (nach Voranmeldung) ins Restaurant gehen. Kein Wlan im Zimmer ist hier tatsächlich ein Plus! 
  • Unterkünfte gibt es auch am Sandrif Holiday Resort im Zentrum der Zederberge. Hier werden auch die Permits ausgegeben für Wanderungen in der Umgebung, zum Beispiel zum Wolfberg Arch. Wer es gemütlicher mag, kehrt zur empfehlenswerten Weinprobe bei Cederberg Wines ein oder schaut in der kleinen Sternwarte in den Himmel.
  • Der Sevilla Rock Art Trail (Permit für 40 ZAR) beginnt am Travellers Rest. Zur Stärkung sei der hausgemachte Rooibos-Tee empfohlen!