Guanajuato
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Stadtbesichtigung ohne Verkehrschaos. Guanajuato hat es geschafft: In der alten Minenarbeiter-Stadt weiß man, wie Tunnels gebaut werden und hat den Verkehr kurzerhand unter die Erde verlagert. Davon profitiert das koloniale Stadtbild. Guanajuato ist Weltkulturerbe – und ohne Hupen und Drängeln bekommt man davon sogar etwas mit!

Guanajuato empfängt mich mit Regen. Doch selbst Grau in Grau laden die bunten Kolonialgebäude zu einer Stadtbesichtigung ein. Es ist zwar kein Stadtbummel sondern eher ein Gehetze von Vordach zu Vordach. Aber bis zum Mercado Hidalgo schaffe ich es. Unter dem (zugegeben etwas löchrigen) Wellblechdach der im Jahre 1910 aus Eisen erbauten Markthalle herrscht marktunüblich eher ruhiges Treiben. Dabei gibt es eigentlich alles, was das Herz begehren könnte: Buntes Obst und Gemüse, eine geruchsintensive Fleischabteilung mit Hühnerbrust im Angebot und Rinderinnereien, Plastikartikel für den Hausbedarf oder geflochtene Strohkörbe, Essensstände und auf der Galerie im ersten Stock allerlei „Kunsthandwerk“ und Touristen-Schnickschnack. Mein Bummel um die Stände dauert länger als eigentlich notwendig, aber das Prasseln oben vom Wellblechdach wird immer lauter und der Ausgang ist mit schutzsuchenden Passanten verstellt.

Lieber ein längeres spätes Frühstück als weiter im Regen zu stehen. Oder ein Blick in die San-Diego-Kirche am Hauptplatz: Jardín de la Unión (Garten der Einheit). Die Äste der akkurat geschnittenen Bäume rund um den kleinen Platz beginnen gerade so weit über dem Boden, dass man unter ihnen hindurch laufen kann. Doch vor dem Regen schützen sie auch nicht. Also weiter ins Museum.

Guanajuato hat ein irgendwie nicht so recht erklärbares Faible für die Romanfigur Don Quijote de La Mancha. Es gibt ein Denkmal für ihn und seinen Begleiter, Sancho Panza. Und es gibt ein Museum, in dem in 15 Sälen alle möglichen Bilder und Skulpturen von Künstlern aus aller Welt hängen. Alle zeigen Don Quijote und Sancho Panza. Aber die Stadt hat noch eine weitere skurrile Ausstellung: Im Museum de las Momias sind mumifizierte Leichen vom örtlichen Friedhof ausgestellt. Ich verzichte auf einen Besuch – es hat aufgehört zu regnen.

Stattdessen laufe ich zu dem Haupt-Ziel aller Touristen: Die Callejón del Beso (Kussgasse). Sie verläuft zwischen zwei Häusern und ist so eng, dass man sich küssen kann, wenn man auf zwei gegenüberliegenden Balkonen steht. Jeder Touristenführer erzählt eine andere Legende, aber das reicht schon, damit sich ein Paar nach dem anderen küssend auf den engen Stufen der Gasse fotografieren lässt, bis jemand ruft: „Avancen! Sólo un beso!“ – „Weitergehen! Nur ein Kuss!“

Wandgemälde von José Chávez Morado in der Alhóndiga

Ohne Regen kann ich endlich anfangen, die hübschen bunten Häuser und verwinkelten Straßen mit ihren plötzlich auftauchenden Plätzchen zu entdecken. Einmal allein und abseits der Hauptstraße, versprüht Guanajuato einen etwas zurückgebliebenen Charme. Wie eine Stadt in der Konservendose: Das unebene Kopfsteinpflaster und die vielen schiefen und ungleichmäßigen Treppenstufen haben schon einige Zeiten erlebt. Darunter auch durchaus turbulente, wie das Regionalmuseum in der Festung Alhóndiga zeigt. An diesem historischen Ort spielten sich zu Beginn des Unabhängigkeitskrieges düstere Szenen ab. Während die Spanier sich hinter den hohen Mauern verschanzt hatten, standen draußen die schlecht bewaffneten Bauernkrieger der Aufständischen und konnten nichts ausrichten. Erst als einer von ihnen, „Pípila“, die hölzerne Tür der Festung in Brand setzte und dabei ums Leben kam, konnten sie gegen die Spanier kämpfen und siegen (bis die Verstärkung holten und den Anführern der Aufständischen die Köpfe abschlugen und in Eisenkäfigen zehn Jahre lang als Warnung in der Stadt ausstellten). Einer der Eisenkäfige ist im Museum zu sehen, aber die Legende vom mutigen „Pípila“ ist wahrscheinlich frei erfunden.

Trotzdem wurde „Pípila“ ein riesiges Denkmal oberhalb der Stadt gewidmet: Etliche steile Stufengassen laufe ich hinauf und habe von hier oben einen herrlichen Blick über die Stadt. Die Sonne(!) bringt die bunten Fassaden der Häuser zum Leuchten und ich bekomme Lust, die Hauptstraße noch einmal im Trockenen entlang zu laufen. Also wieder hinunter: Das Zentrum erstreckt sich nur über wenige hundert Meter und es wimmelt inzwischen von Menschen. Vor dem Theater bringt ein Clown die Menschen auf den Treppenstufen zum Lachen, am Jardín de la Unión versuchen Mariachi-Trupps die speisende Kundschaft der umliegenden Restaurants für ein Privatständchen zu gewinnen und durch die Basilica de Nuestra Señora de Guanajuato an der Plaza de la Paz (Friedensplatz) marschieren stündlich andere Hochzeitspaare mit ihrer herausgeputzten, in Ballkleider gehüllten und strenge Anzüge tragenden Gesellschaft.

Eine Callejonada – abendliche Stadtführung mit Musik

Studenten in mittelalterlichen Kostümen verkaufen Tickets für eine abendliche „Callejonada“: Ein Stadtrundgang mit musikalischer Begleitung. Ich schließe mich einer dieser Truppen an. Ein gutes Dutzend kostümierter Musikanten läuft voran und spielt an jeder Straßenecke eine andere schnulzige Romanze. Dazwischen erzählt einer von ihnen Anekdoten und Halbwahrheiten und Blumenverkäufer versuchen recht aufdringlich, den Männern Rosen für ihre Frauen und Freundinnen anzudrehen. Jeder Teilnehmer bekommt ein Trinkgefäß (Porrón), in das dann allerdings nur ein süßes Orangengetränk aus dem Kanister gefüllt wird, seit in Mexiko das Trinken von Alkohol auf der Straße verboten ist. Die Tour endet an der Callejón del Beso und die zeigt noch einmal, wozu es nützlich sein kann, wenn nur eine Person durch den schmalen Eingang passt: So kommt garantiert kein Tourist am (angetrunkenen) Legendenerzähler vorbei, ohne um ein großzügiges Trinkgeld gebeten zu werden.