Ein Online-Tagebuch zur Fußball-WM 2014 in Brasilien. – auf www.bierstand-statt-spielstand.de

Mit Fußball habe ich eigentlich nichts zu tun. Im Sportunterricht bin ich lieber freiwillig um den Platz gerannt, als mich in der Abwehr von torfixierten Vereinsspielern abschießen zu lassen. So richtig habe ich den Sinn des Spiels bis heute nicht verstanden. Ich war bisher genau zweimal bei einem Fußballspiel im Stadion. Keine Top-Spiele. Die kenne ich nur aus dem Fernsehen oder vom Public Viewing der Weltmeisterschaft 2006. Das hat auch tatsächlich Eindruck auf mich gemacht! Nicht dieses FIFA-Spektakel, das ich für eine Mischung aus Geldverschwendung, Gier und Korruption halte, sondern das Drumherum: Wie Menschen so starke Emotionen aufbauen können für eine vergleichsweise simple Sache. Wie das von Geschäftemachern genutzt wird. Aber auch, wie der Fußball eine Gesellschaft beeinflussen kann. Kurz: Mich interessiert nicht der Spielstand, sondern der Bierstand. Beste Voraussetzungen also, mich der Fußball-WM 2014 in Brasilien mal von der anderen Seite zu nähern.

Das Projekt: Once Amigos

Die Deutsche Welle Akademie hat genau das passende Projekt dazu entwickelt. Bei „Once Amigos“ (Elf Freunde) berichten 11 junge Journalisten aus Deutschland und 11 junge Journalisten aus Lateinamerika rund um die WM in Brasilien. Wobei wir anders als im Fußball nicht gegeneinander spielen, sondern in Zweierteams miteinander. Immer ein Deutscher und ein Latino zusammen. Das Ziel: Erfahrungen sammeln und austauschen sowie neue und vor allem andere journalistische Arbeitsweisen der Teilnehmer aus 10 Ländern kennenlernen. Praktischerweise war 2013 Deutsch-Brasilianisches Partnerjahr – wohl auch deshalb finanziert das Auswärtige Amt dieses Projekt.

In insgesamt vier Projekt-Phasen entsteht ein spanisch-deutscher Blog rund um Fußball in Deutschland und Lateinamerika – aber eben keine Spielberichte, sondern Reportagen, Collagen, Interviews oder Hintergrundberichte, die den Sport aus der gesellschaftlichen, politischen oder kulturellen Perspektive betrachten.

Start des Projekts war bereits Ende 2012 mit einem zweiwöchigen Treffen in Bonn zum Kennenlernen und für erste Berichte. Im Sommer 2013 war der Confederations Cup auch für uns der Testlauf zur Weltmeisterschaft im kommenden Jahr. Längst war in Brasilien nicht nur Samba, Caipi, Zuckerhut: Vor allem die Massenproteste selbst zu erleben, zeigte, dass es bei der Fußball-Weltmeisterschaft auch neben dem Spielfeld Gewinner und Verlierer gibt. Doch das lässt sich auch ohne laute Proteste erleben: Mich zog es tief in den brasilianischen Dschungel (oder zumindest dahin, wo einmal tiefer Dschungel war, bevor er großflächig abgeholzt wurde). Hier hatte die mehr als abgelegene Kleinstadt Río Branco den kühnen Traum, Ausrichtungsstätte der WM zu werden. Mit nachhaltigem Öko-Konzept, neuem Stadion, der Unterstützung von Bevölkerung und Politik und allen Drum und Dran, sollte die FIFA überzeugt werden. Das war zumindest der Plan…

Zur Fußball-WM bin ich nun wieder in Brasilien – auf der Suche nach Geschichten rund um die WM. Die könnt ihr dann in diesem Blog verfolgen, oder bei den Once Amigos oder bei Antenne Brandenburg.15