Viel Regen und schmelzende Gletscher – was klingt wie ein Bericht über die Klimakatastrophe, sind tatsächlich beste Bedingungen für Wasserfallfreunde! Doch selbst wer sich besonders gerne berauschen lässt, wird auf einer Fahrt durch Island irgendwann kapitulieren: Es sind einfach zu viele, um sie alle zu bestaunen – oder ihnen gar Namen zu geben.
Islands berühmte Big Five sind allesamt mehr als 100 Meter hoch. Der Dynjandi in den Westfjorden schafft gerade so die 100 und darf deshalb gerne als „kleine“ Zugabe gewertet werden. Aber auch weniger hohe Wasserfälle bringen Besucher locker zum Staunen – ob durch ihre Breite, ihre unfassbaren Wassermassen oder ihre traumhaften Lage. Eines haben aber (fast) alle gemeinsam: einen „foss“ im Namen, was auf isländisch einfach „fall“ heißt. Wer einen „…foss“ entlang der Route entdeckt, darf also immer mit einem Wasserfall rechnen.
Glymur
Bis 2011 galt dieser Wasserfall im Westen der Insel mit 196 Metern als der höchste Islands. Doch der Morsarfoss, in den Bergen (bei den sieben Zwergen?) ist noch 31 Meter höher als er! Macht nichts, denn allein durch die aufregende Wanderung erobert sich der der Glymur einen der oberen Plätze im Kaskaden-Ranking.
Auf dem Weg zum Wasserfall Glymur
Ein einigermaßen ausgeschilderter Weg führt von einem Parkplatz zunächst durch ein (im Sommer blühendes) Lupinenfeld, dann durch eine dunkle Höhle und schließlich über einen reißenden Fluss. Wer nicht über nasse Steine springen und über einen Baumstamm balancieren will, bekommt den Glymur erst gar nicht zu Gesicht. Wer die Mutprobe besteht, kraxelt weiter bergauf und gelangt so zu mehreren Aussichtspunkten am Rande der Schlucht. Hier stürzen sich Seevögel in die Tiefe, um sich von der offenbar ausgezeichneten Thermik ohne viele Flügelschläge wieder hinauf zu ihrem Nistplatz tragen zu lassen. Der Ausblick über den nass-grünen Abhang und den Wasserfall ist grandios!
Wer vom zweiten Aussichtspunkt den gleichen Weg zurück läuft, ist nach zweieinhalb Stunden wieder am Parkplatz. Abenteuerlustige steigen aber weiter auf, werden mit einem weiteren Aussichtspunkt belohnt, durchqueren oberhalb des Wasserfalls den relativ breiten und tiefen Botnsa-Fluss und trocknen beim Abstieg auf der anderen Seite der Schlucht (und sind nach drei bis vier Stunden zurück) – eine Routenbeschreibung gibt es z.B bei guidetoiceland.is.
Hengifoss
Mit 118 Metern Fallhöhe ist der Hengifoss im Osten Islands in der Nähe von Egilsstadir zwar „nur“ der vierthöchste des Landes. Auf meiner Beliebtheitsskala rangiert er allerdings ganz vorne! Wie das Wasser von einer steilen Felskante abrupt ins Nichts fällt, vorbei an tief schwarzem Basaltgestein, das von mehreren Schichten leuchtend-roter Tonerde durchzogen wird, ist einfach nur spektakulär!
Hengifoss
Hengifoss
Hengifoss
Hengifoss
Hengifoss
Litlanesfoss
See Lagarfljot
Von einem Parkplatz am See Lagarfljot führt ein Wanderweg recht streng bergauf. Er passiert unterwegs den von Basaltsäulen gerahmten, etwa 30 Meter hohen Litlanesfoss, ehe ein flacher aber recht breiter Wasserlauf möglichst trockenen Fußes gequert wird und der Hengifoss erreicht ist. Hin- und Rückweg sind in anderthalb Stunden geschafft.
Dynjandi
Dieser Wasserfall ist ein echter Koloss! Mit 100 Metern Höhe und bis zu 60 Metern Breite stürzt „der Dröhnende“ bzw. „der Tobende“, wie er auf Islandisch heißt, über sieben Stufen (und anschließend ein paar kleinere Wasserfälle) in den Borgarfjord – wie ein gigantischer Theatervorhang, der selbst das Schauspiel ist!
Dynjandi
Dynjandi
Dynjandi
Dynjandi
Fluss Dynjandisa und Borgarfjördur
Der Fluss Dynjandisa mündet in den Borgarfjördur
Wer mit dem Auto kommt, hat bereits eine lange Kurverei durch die Westfjorde hinter sich – und kann zur Hochsaison trotzdem von hunderten Funktionsjackenträgern überrascht werden, die hierher einen Ausflug von ihrem Kreuzfahrtschiff machen, das in der Bucht ankert…
Seljalandsfoss
Islands schönste Wassergardine hängt im Süden des Landes, auf Höhe der Westmännerinseln. Der Seljalandsfoss stürzt 66 Meter in die Tiefe und lädt Besucher ein, hinter ihn zu treten!
Seljalandsfoss
Abends kann man hier (bei gutem Wetter) den Sonnenuntergang durch den Wasserfall hindurch anschauen. Gleich nebenan gibt es einen Campingplatz, der allerdings einzig durch seine Lage punkten kann…
Dettifoss und Selfoss
Dieses Wasserfall-Duo im Norden Islands entzückt auch deshalb, weil es so unerwartet inmitten einer kahlen, flachen Ebene auftaucht. Nimmt der Fluss am Selfoss noch über mehrere Stufen Fahrt auf, donnert er etwa einen Kilometer weiter mit derart gewaltiger Wasserkraft in die Tiefe, dass der Dettifoss als leistungsstärkster Wasserfall ganz Europas zählt!
Dettifoss und Selfoss
Wer der (sehr gelungenen!) Dramaturgie der Natur folgen will, wählt nach der unspektakulären Fahrt über die nahezu vegetationslose Ebene vom Parkplatz aus zunächst den Weg durch Fels und Geröll in Richtung Selfoss und folgt dann dem Strom und immer lauter werdenden Rauschen zum imposanten Dettifoss. Für den Fußweg, Fotos und Staunen entspannt eine Stunde einplanen.
Gullfoss
Dieser Wasserfall ist definitiv einer von Islands Superstars! Das liegt zum einen daran, dass mit dem Großen Geysir ein weiterer leicht erreichbarer Publikumsliebling direkt nebenan wohnt. Zum anderen ist er mit seinen zwei elf und 21 Meter hohen Fallstufen aber auch einfach ziemlich spektakulär!
Gullfoss
Die Geschichte, dass eine junge Frau bereit war, ihr Leben zu opfern, damit der Wasserfall nicht einem Staudammprojekt zum Opfer fällt, sorgt für zusätzliche Dramatik. Der Gullfoss wurde gerettet und steht heute unter Naturschutz. Für Besucher gibt es mehrere Aussichtsplattformen (vor allem an der oberen Fallstufe Regenjacke nicht vergessen!).
Aldeyjarfoss
Dieser Ehrfurcht gebietende Hexenkessel am Rande des Hochlands gehört ohne Zweifel zu den spektakulärsten Wasserfällen in Island. Er wirkt, als fielen die Wassermassen nicht herab, sondern würden mit roher Gewalt die Felskante hinunter gepresst, ehe sie in einem von Basaltsäulen gesäumten Becken anscheinend orientierungslos wild umher schlagen und sich erst Kilometer später beruhigen, nachdem sie den Ausgang gefunden haben.
Aldeyjarfoss
Aldeyjarfoss
Basaltsäulen unterhalb des Aldeyjarfoss
Die Ingvararfoss-Stromschnellen oberhalb des Aldeyjarfoss
Aldeyjarfoss
Basaltsäulen am Aldeyjarfoss
Aldeyjarfoss
Farm Myri
Wer angesichts des Blicks von den Felsen gegenüber des Aldeyjarfoss nicht gebannt erstarrt, kann flussaufwärts noch mehreren Stromschnellen zuschauen, wie sie das Wasser aufpeitschen und beschleunigen. Unter den Schuhsohlen knirscht scharfkantiges Lavagestein. Einen richtigen Weg gibt es oberhalb des Wasserfalls nicht mehr, was in der öden Felslandschaft ein wenig Orientierungssinn erfordert. Die letzten sechs Kilometer der Straße sind als F-Road gekennzeichnet.
Thingmannadalur
Wanderung durch die Thingmanna-Schlucht
Diese Reihe kleiner Wasserfälle ist ein willkommener Stopp auf der sonst eher mäßig spannenden Fahrt im Süden der Westfjorde. Ein hübscher Wanderweg führt oft direkt ans Wasser über kleinere Kies-Strände und rund geschliffene Felsen. Kleine Aussichtspunkte eignen sich prima für ein Picknick.
Kolufossar
Kolufossar in der Kolugljúfur-Schlucht
Die Kolufossar rauschen durch die enge Kolugljúfur-Schlucht im Nordosten Islands: drei Wasserfälle, direkt hintereinander und darüber eine Brücke, von der aus sich die sprudelnde Gurgelei aus erster Reihe bestaunen lässt!
Studlafoss
Studlafoss am Studlagil-Canyon
Es gibt in Island gleich mehrere Wasserfälle mit diesem Namen – was aber auch nicht verwunderlich ist, da er einfach „Basaltsäulen-Wasserfall“ bedeutet. Ein besonders schönes Exemplar findet sich unterhalb des Studlagil Canyons im Westen des Landes, gleich zu Beginn des Pfades zur Schlucht.