Malte Führing
Queenstown ist der Geburtsort des Bungee-Jumpings und gilt als „Outdoor-Mekka“ Neuseelands. Ehrlicher wäre „Outdoor-Automat“: wer Geld einwirft, bekommt die volle Packung Natur in Hochglanz serviert – und weil das offenbar nicht reicht, mit Action garniert.
In den Schaufenstern der Touranbieter verspricht jedes Werbevideo ein noch gewaltigeres Naturerlebnis als bei der Konkurrenz – und die ist groß! Die wunderschönen Seen und Berge in der Umgebung werden zur Kulisse degradiert für einen überlaufenen Jahrmarkt an Fahrgeschäften, wo Spaß nur in PS und Adrenalin gemessen wird.
Wir kommen uns ziemlich langweilig vor, als wir (anstatt zu laufen) die (teure) Skyline Gondola nehmen – und weder ein Mountainbike dabei haben, noch einen Bungee-Sprung, Paragliding oder eine Abfahrt auf der Sommerrodelbahn dazu buchen. Nein, uns ist der wirklich grandiose Ausblick auf die Stadt und Lake Wakatipu genug.
Wer Queenstown verlässt, hat den Trubel schnell hinter sich. Auf der kurvigen Küstenstraße in Richtung Westen bieten sich ständig neue Postkartenpanoramen am See – selbst bei miesem Wetter. Am Nordzipfel von Lake Wakatipu startet in Glenorchy einer von Neuseelands beliebtesten Wanderwegen, der Routeburn Track: Vier Tage dauert die Flucht vor Queenstown in die zerklüftete Landschafts Fiordlands.
Regen und Kühe im Paradies
Es regnet, wir bleiben im Auto. Dass wir die Abfahrt nach Lake Sylvan verpassen, macht gar nichts – schließlich landen wir in „Paradise„, einem friedlichen Ort voller Kühe, Schafe und Pferde, Hügel und Wiesen. Keine Menschenseele zu sehen (vielleicht alle in der Hölle?). In dieser Gegend wurden viele Szenen der „Herr der Ringe“-Filme gedreht – die genauen Drehorte eine weitere Einnahmequelle für Touranbieter.
Doch auch wir verlassen Queenstown nicht, ohne unseren Herzschlag motorisiert in ungeahnte Höhen schnellen zu lassen. Der Flug über den Nationalpark bis nach Milford Sound ist wohl das unvergesslichste Erlebnis, das wir aus Neuseeland mitnehmen.
Queenstowns niedliche Nachbarort Arrowtown kokettiert gnadenlos mit seiner Goldgräbergeschichte. Jedes der alten Holzhäuser in der Hauptstraße ist museal auf Hochglanz poliert. Wären alle Geschichten aus der guten alten Zeit wahr, spielten sie in dieser perfekten Kulisse.
Arrowtown
Angesichts der überteuerten Geschäfte liegt allerdings die Vermutung nahe, dass Arrowtown heutzutage eine größere Goldgrube ist denn je mit einem stetigen Zustrom an Touristen als nicht versiegender Goldader…
