Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
Yaxchilán
previous arrow
next arrow
 

Einsame Ruinen und Maya-Pyramiden im Dschungel – in Yaxchilán wird dieser Traum für Ruinensüchtige wahr. Brüllaffen machen lautstark klar, wer nun Herr der alten Paläste ist und hervorragend erhaltene Reliefs machen die Ruinenstadt zu einem sehenswerten Highlight auf meiner Tour durch Mexiko.

Wieder Fahrt durch die grüne Landschaft. Nach dichten Waldabschnitten wieder Palmölplantagen. Und ständig „Topes“ auf der Straße. Künstliche Bodenwellen, die vor, in und nach Ortschaften die einzige Erziehungsmaßnahme sind, damit die Autos langsam fahren. Sonst Achsbruch. Irgendwann stehen wir im Stau. Mitten in der Wildnis. Ein Viehtransporter ist umgekippt und eine Kuh ausgebüchst. Fahrer Robert, 25, schafft es gerade noch rechtzeitig zurück ins Auto, bis die Kuh – weitere Männer vor sich hertreibend – an uns vorbeirennt. Hinterher: Ein Pickup mit Lasso-Schwingern. Viele Menschen sind ausgestiegen, wollen sehen, was los ist. Etwa zehn Kühe in dem Transporter sind tot. Drumherum steht schon ein Pulk der Dorfbevölkerung mit Macheten und langen Messern. Sie wollen alle eine Kuh oder zumindest einen Teil davon ergattern. Sonst keine Weiterfahrt. Ein paar Soldaten stehen etwas hilflos dabei. Sie entschließen sich dann lieber, den Verkehr halbwegs an der Unfallstelle vorbei zu lenken. Einmal in eine Richtung, einmal in die andere. Das Militär sowieso ständig präsent. Junge Infanteriesoldaten mit Maschinenpistolen und ausreichend Munitionsgürteln über der Schulter und an der Hüfte. Sie sollen abschrecken und kontrollieren: Zu viele Drogen und Waffen wurden durch dieses Gebiet transportiert. Nun haben sie sogar mobile Scanner-Geräte, mit denen sie Lastwagen kontrollieren. Auch Spürhunde bellen. Wir haben schon eine ganze Stunde Verspätung. Unser Ziel: Die Ruinen von Yaxchilán.

Diese sind nur mit dem Boot erreichbar. Tief im Dschungel liegt die alte Stadt, keine Straßen weit und breit. Unsere kleine Reisegruppe steigt in ein schmales Schnellboot. Auf dem Grenzfluss zu Guatemala kommen wir schnell voran. Der kräftige Motor röhrt. Der Wasserstand ist höher als sonst: Viele Bäume am Ufer stehen tief im Wasser. Aber in der Regenzeit, sagt der Tourguide, kann das Wasser noch einmal um zehn Meter steigen. Wo dann noch Mexiko ist und wo Guatemala ist dann Erfahrungssache. Erinnerungen an meine Fahrt auf dem Amazonas kommen auf: Rechts und links des Flusses ist nichts als dichter Regenwald.

Eine halbe Stunde brauchen wir bis zum Anleger an den Ruinen. Überall zirpen Grillen und zwitschern exotische Vögel. Ich mache mich allein auf Entdeckungstour durch die Anlage. 1300 Jahre ist die Stadt alt. Ihre Abgelegenheit ist ihr größter Schatz: Denn so verirren sich nur wenige Touristen hierher. Noch weniger Besucher betreten den wilden Teil der Anlage, den ich erkunden will. Steil führt ein schmaler Pfad nach oben. Immer wieder versperren Pflanzen den Weg. Ich schlage mich durch das dichte Grün und stehe plötzlich an der „Pequeña Acrópolis“, der kleinen Acropolis genannten Gebäudegruppe. Hoch oben auf einem Hügel thront sie, hinter den riesigen Bäumen zieht der Fluss seine weiten Schleifen. Hier oben finden sich noch einige sehr gut erhaltene Reliefs in den Steinplatten der Türstürze. Die meisten bilden den früheren Herrscher des Gebiets ab, Escudo Jaguar und seine Krieger. Beeindruckend, dass sie nach so langer Zeit noch so hervorragend erhalten sind. Aber ihre Bildseite zeigt ja auch nach unten und ist somit sehr gut geschützt vor Wind und Regen. Ich bin ganz allein hier oben – nur tausende Mücken begleiten mich. Ruhe ist hier trotzdem nicht. Die Grillen zirpen so laut wie Steinsägen und Brüllaffen machen einen ohrenbetäubenden Lärm. Ich finde nach einigem Suchen den Pfad zur nächsten Gebäudegruppe, schlage mich wieder ins dichte Grün des Waldes und steige noch einmal weiter nach oben. 90 Meter über dem Fluss stehen die Tempel des Südens. Vermutlich wurden sie zur Sternenbeobachtung genutzt. Ich laufe wieder bergab und gelange zur Rückseite der berühmtesten Pyramide von Yaxchilán, El Palacio. Auch hier sind wieder sehr gut erhaltene Türstürze zu besichtigen. Über viele Treppenstufen laufe ich hinab zum Hauptplatz der Anlage. Leider habe ich nur noch extrem wenig Zeit, bevor es wieder zurück geht. Es ist noch sehr viel, was ich hier entdecken könnte: Zum Beispiel die restaurierten mehrere Meter hohen Reliefstelen, die auf dem Hauptplatz stehen. Zu sehen gibt es die Machtübergabe zwischen Escudo Jaguar und Pájaro Jaguar IV oder ein sichtlich blutiges Ritual: Der Herrscher perforiert seinen Penis…

Die Brüllaffen wollen wieder Aufmerksamkeit der Besucher. Sie machen ein derart lautes Gezeter, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht. Röhrend sitzen sie auf den Ästen der riesigen Bäume in der Ruinenstätte und blähen ihre Körper immer weiter auf, um noch lautere Rufe in den Wald zu schicken. Dann ruft der Tourguide. Zeit, wieder ins Boot zu steigen. Schade, ich wäre gerne noch viel länger hier geblieben. Denn Yaxchilán erfüllt wahrscheinlich alle Vorstellungen einer verborgenen Dschungelruine.