Los Alamos
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Im zweiten Weltkrieg haben amerikanische Wissenschaftler hier die Atombomben entwickelt, gebaut und getestet, die später Hiroshima und Nagasaki zerstörten und tausende Menschen töteten. Doch statt eines Mahnmals ist das Bradbury-Science-Museum in Los Alamos eine einzige Huldigung an die Massenvernichtungswaffe.

Der Geburtsort der Atombombe im Nordwesten von Santa Fe nennt sich selbst Atomic City. Rund um die Stadt sind immer noch große Gebiete des ehemaligen Testgeländes militärisches Sperrgebiet. Am Los Alamos National Laboratory haben mehr als 6.000 Mitarbeiter weiterhin ihren Schwerpunkt auf die Kernforschung gelegt.

Auf die Idee, nach Los Alamos zu fahren, hat uns ein Mann in den Pools von Pagosa Springs gebracht. Er erzählte von dem Museum und seinen Zweifeln, ob er selbst einmal hinfahren sollte – weil durch die Bomben zig-tausende Menschen getötet wurden. Angesichts dessen könnte man erwarten, dass sich das Bradbury Science Museum kritisch mit der Geschichte auseinandersetzt und eine Mahnung an nachfolgende Generationen sein will.

Doch es kommt ganz anders: Die vier modernen Ausstellungsräume sind eine einzige Lobeshymne auf die amerikanische Atombombe! Dargestellt wird der historische Ablauf der Entwicklung – inklusive eines Briefes von Albert Einstein an US-Präsident Roosevelt – der Tests und des Baus bis zum Abwurf auf Hiroshima und Nagasaki. Tenor: Entwickler und Bombenbauer sind amerikanische Helden – die Opfer spielen praktisch keine Rolle. Dabei gab es diese in nennenswerte Größenordnung auch auf amerikanischer Seite: Während der Test- und Bauphase wurden hunderttausende Arbeiter verstrahlt, zehntausende Zivilisten starben an den Folgen der atomaren Wolken nach den Tests. Stattdessen erfährt man in einem „Info-Film“, dass sich die patriotischen Arbeiter auch vergnügten und Partys feierten. Wie schön!

Kritisch wird es nur in der hintersten Ecke in einem „öffentlichen Forum“ – wobei das Museum sehr deutlich macht, was es von dieser Meinung hält: „Die Gruppen, die diese Texttafeln hergestellt haben, gehören NICHT zum Los Alamos National Laboratory oder dem Bradbury Science Museum. Bitte betrachten Sie diesen Teil der Ausstellung mit aller Vorsicht.“ Die Forderungen nach einer Reinigung New Mexicos von atomarer Kontaminierung, Reparationszahlungen für verstrahlte Gemeinden und Wasser oder einem Plan für die sichere Deponierung atomaren Abfalls treffen einfach nicht den Geschmack einer Stadt, die von der Kernforschung lebt.

Die Ausstellung erläutert auch die weitere Entwicklung von Kernwaffen bis in die Gegenwart und unterstreicht in großen Buchstaben: „Atomwaffen sind eine Komponente in der US-Verteidigungsstrategie neben Diplomatie, wirtschaftlichem Druck und konventionellen Streitkräften. Aber die geniale Macht atomarer Waffen gibt ihnen eine einzigartige und paradoxe Rolle: Ultimative Kriegsinstrumente – erhabene Wächter des Friedens.“ Direkt daneben stehen Modelle der Hiroshima- und Nagasaki-Bomben in Originalgröße – bereit für ein Erinnerungsfoto. Geschichtliche Aufarbeitung oder gar Selbstkritik? Fehlanzeige.

Einigermaßen geschockt verlassen wir das Museum – die Zweifel des Mannes im Pool von Pagosa Springs waren offenkundig berechtigt. Doch auch das gehört wohl zum Gesamtbild der USA dazu…