Nur noch jeder fünfte Bus fährt, Taxis kosten das Mehrfache wie sonst und Restaurants schreiben Notfall-Speisekarten, weil sie kein Gas zum Kochen haben. Im ganzen Land ist das Benzin knapp, weil eine ethnische Minderheit mit der neuen Verfassung nicht zufrieden ist und die Grenzübergänge zu Indien blockiert, woher Nepal sein Benzin bezieht. Nach dem Erdbeben im April 2015 befindet sich das Land schon in der nächsten Krise.

The fuel problem“ – das Benzin-Problem ist allgegenwärtig. An Taxi fahren ist nicht zu denken, die Preise sind inzwischen fast so hoch wie in Deutschland. Kein Wunder: Die Tankstellen haben geschlossen, vor ihnen bilden sich teils kilometerlange Warteschlangen. Wenn es Benzin gibt, dann rationiert. Also blüht der Schwarzmarkt – zu horrenden Literpreisen zwischen 3 und 6 Euro.

Viele Busse haben ihren Betrieb eingestellt, in den Städten fährt nur noch jeder fünfte. Überlandbusse sind noch voller als sonst: Sitze werden mehrfach belegt, im Mittelgang drängen sich die Menschen und auf dem Dach fahren noch einmal so viele Menschen mit wie im Innern.

Die Regierung (und mit ihr die meisten Nepalesen) schiebt der Madhesi-Minderheit im Süden des Landes die Schuld zu; sie blockiere die Grenzübergänge zu Indien. Stimmt nicht, sagen die Madhesis, die Tankwagen würden von indischen Grenzern festgehalten und nicht in Nepal und die Inder sagen, sie hätten nichts damit zu tun.

Was stimmt denn nun? Schwer zu sagen. Fest steht, dass die Madhesis traditionell starke Verbindungen nach Indien haben und dass die neue Verfassung ihnen nicht die gleichen Rechte gibt, wie anderen Nepalesen.

Kinder von nepalesischen Frauen, die einen Ausländer heiraten, haben […] kein Recht auf die Staatsbürgerschaft. Kinder von Männern, die Ausländerinnen heiraten, hingegen schon. – IPG-Journal

Fest steht auch, dass der Konflikt inzwischen gewaltsam ausgetragen wird. Immer wieder werden Lastwagen mit Lebensmitteln angezündet. Bei Protesten der Madhesis im Terai gab es nach Eingreifen der Polizei Tote.

Inzwischen wird in Nepal die einseitige Abhängigkeit von indischem Öl überdacht. Einzige Alternative: China. Doch die Grenzübergänge in den Gebirgsregionen sind nach dem Erdbeben noch immer nur schwer zu erreichen. Außerdem müssten Verträge ausgehandelt werden und die Tankwagen wären hunderte Kilometer unterwegs.

Solange es keine Lösung gibt, bleibt das Benzin knapp. Ausländische Fluggesellschaften sind aufgerufen, im Ausland zu tanken, damit die einheimischen Airlines das knappe Kerosin nutzen können. In den Restaurants gibt es weiter Notfall-Speisekarten mit eingeschränktem Angebot. Und kurz vor dem Wintereinbruch stockt nun auch die ohnehin nur langsam laufende Katastrophenhilfe für die entlegenen Bergregionen nach dem Erdbeben im April.