Der Meeresforscher und Filmemacher Jaques Cousteau nannte den Golf von Kalifornien einst „Aquarium der Welt“ – und hatte Recht! Wer in das ruhige, kristallklare Wasser eintaucht, findet sich inmitten von Schwärmen bunter Riff-Fische und verspielter Seelöwen wieder oder an der Seite majestätischer Walhaie.

Fast stündlich klappert ein kleiner „Beach Bus“ die Strände nördlich von La Paz ab. Nach etwa einer Stunde erreicht er die Playa Balandra – genau der richtige Ort zum Start einer Reise nach Baja California. 

Maritime Streetart in La Paz

Playa Balandra

Im türkisblauen Wasser kann man selbst weit in der Bucht noch stehen. Zum Schwimmen also eher schlecht geeignet, zum Entspannen dagegen sehr! Die paar Strandverkäufer, die an einem Sonntag auf dem doch recht gut besuchten Strand unterwegs sind, lassen sich freundlich abschütteln. Es gibt einen Kayak-Verleih, offenbar erst seit kurzem ein paar Toiletten und einen kleinen Kiosk mit prall gefüllten Chips-Regalen und Getränken in Styroporboxen – sonst keine Gastronomie. Dafür sammelt ein Mann Bestellungen für seinen „Restaurant-Service“ ein, die er dann irgendwann liefern würde. 

Playa Balandra

Wer noch mehr Ruhe möchte, muss über einen kleinen Hügel stapfen. In der Bucht dahinter ist kaum ein Sonnenschirm zu sehen. Ein paar Kayak-Fahrer oder Strandläufer sammeln sich nur am Nordende, wo der „Hongo de Balandras“ steht – ein pilzförmiger Stein am Ufer. 

 

Schnorcheln mit Seelöwen und Walhaien vor La Paz

Mit einem röhrenden 150PS-Motor am Heck braucht das Boot nicht einmal eine Stunde vom Hafen in La Paz zur Nordspitze der Isla Espiritu Santo. Hier wohnt eine Kolonie Seelöwen – und hat bereits Besuch von weiteren Schnorchlern und Tauchern. Die Regeln im Meeresschutzgebiet sind streng – und werden von „Rangern“ auf ihrem Motorboot überwacht. Schnorchler dürfen nur mit Schwimmweste und mit Guide in kleinen Gruppen ins Wasser – vermutlich aber vor allem, um den Tauchern ein paar Meter unter der Wasseroberfläche nicht ins Gehege zu kommen… 

Wir haben etwa eine Stunde Zeit, die wie im Flug vergeht. Die Seelöwen begutachten jeden Neuankömmling freundlich-verspielt und zwischen den leicht bewachsenen grauen Felsen tummeln sich tausende bunte Fische im klaren Wasser. Einziges Manko: Zu oft werden sie von aufsteigenden Luftblasenwänden weiter unten blubbernder Taucher verdeckt… 

Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
Schnorcheln im Golf von Kalifornien
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Abgeschiedene Einsamkeit bietet dagegen die Playa Bonanza an der Ostseite der Isla Espiritu Santo, wo wir im Camp unseres Tour-Anbieters Mittagspause machen. Hier gibt es auch die Möglichkeit zu übernachten. Der Sternenhimmel über dem Golf von Kalifornien wird als einmaliges Erlebnis verkauft. 

Wir fahren wieder in Richtung La Paz. Denn nicht etwa weit draußen im Meer, sondern nahe der Küste, wo schon große Tankschiffe ankern, sind zu dieser Jahreszeit junge Walhaie auf Nahrungssuche. Denn die Bucht vor La Paz ist eine eine natürliche Falle für Plankton. Entsprechend entspannt können es die Riesenfische angehen lassen: Es ist genug für alle da. Unser Guide springt aufs Bootsdach, um einen großen grauen Fleck im Wasser zu erspähen. Als er ihn hat, muss es schnell gehen, sonst ist der Walhai wieder weg. Wir hüpfen von Deck und schnorcheln direkt neben dem etwa fünf bis sechs Meter langen Tier, das mit sanften Flossenstößen durch das hier deutlich trübere Wasser gleitet. 

Junger Walhai vor La Paz

Mit einer maximalen Länge von 15 Metern sind Walhaie die größten Haie und Fische (keine Säugetiere). Sie legen jedoch keine Eier, sondern brüten sie direkt im Körper aus. Platz genug ist ja! So behütet ein Weibchen auch mal mehrere hundert kleine Walhaie in ihrem Körper, alle in unterschiedlichen Entwicklungsstadien – ein ganzes Aquarium! Die Jungtiere werden dann nach und nach geboren; womöglich, wenn die Mutter es für den geeignetsten Zeitpunkt und Ort hält. Walhaie leben überall auf der Welt in warmen Gewässern und können bis zu 100 Jahre alt werden. Ihre Population geht allerdings zurück: Der Mensch ist ihr größter Feind. 

Wir schnorcheln mindestens eine halbe Stunde neben „unserem“ Walhai her, bewundern seine hellen Streifen und Flecken und nehmen aus Ehrfurcht lieber etwas Abstand, wenn er (oder sie?) das Maul öffnet und wieder eine Ladung Plankton durch die Kiemen filtert. 

 

Loreto

Fünf Stunden Busfahrt nördlich von La Paz liegt vor Loreto ein weiteres großartiges Meeresschutzgebiet. Eine Fischereikooperative bietet Ausflüge zu den Inseln Coronado und Danzante an. Der Fahrer weiß, wo die besten Schnorchelplätze sind und hält unterwegs sooft man will. Wieder wuseln Schwärme bunter Riff-Fische um uns herum und auch im Norden der Isla Coronado gibt es eine Seelöwen-Kolonie. Hier sind längst nicht so viele Schnorchler oder Taucher unterwegs wie vor La Paz. Allerdings ist die Strömung doch überraschend stark – was den Seelöwen nichts ausmacht, uns aber schnell an den Felsen vorbei treibt. Über Wasser schweben schwerfällige Pelikane auf Nahrungssuche, bis sie im Sturzflug kopfüber in die Wellen krachen und nach dem Auftauchen ihre Beute zufrieden den langen Hals hinunterschlingen.

 

Tipps:

  • Das Angebot an Schnorcheltouren von La Paz aus ist riesig. Wer nicht sich nicht auf einen halbseidenen Schlepper vom Straßenrand einlassen möchte, ist bei EcoMigrations gut aufgehoben, die auch kombinierte Touren zur Seelöwen-Kolonie, einem Mittagessen am Strand der Isla Espiritu Santo und zu den Walhaien anbieten.
  • In Loreto fällt die Wahl leichter: Hier hat die Fischer-Kooperative (Stand am Hafen) praktisch das Monopol auf Ausflüge zur Isla Coronado oder Isla Danzante. Der Preis (ab 100 Euro) gilt pro Boot für bis zu vier Personen. 
  • Preiswertes mexikanisches Essen zu finden, ist in La Paz gar nicht so leicht. Wenn die einfachen Stände am Mercado Francisco Madero abends geschlossen haben, gibt es aber glücklicherweise noch das Rancho Viejo an der Promenade mit wirklich ausgezeichneten Tacos – aber wechselhaft organisierter Küche. Ein leckeres Frühstück im Big Sur Café hält den ganzen Tag vor und für den angesagtesten Hipster-Schmaus der Stadt inkl. Cold Brew Kaffee und Craft Beer sorgt das Doce Cuarenta
  • Loreto ist dagegen ein wahres Paradies mexikanischer Küche in allen Preisklassen: Mi Loreto hat mehr als die üblichen Tacos, Burritos und Enchiladas auf der Karte und anspruchsvollere Touristen im Visier, La Palapa setzt auf große Portionen in buntem Palmendach-Ambiente, während Cesar’s grundsolide Hausmannskost serviert.
  • Das Central Bed&Breakfast in La Paz hält nicht nur was sein Name verspricht, Gastgeber Alfonso ist auch enorm hilfsbereit.
  • Vom hübschen Hotel Plaza Loreto sind das Zentrum und der Hafen schnell zu Fuß erreichbar.