Östlich von Reykjavik reihen sich an einer beliebten kurzen Rundtour mehrere Highlights aneinander: Tosende Wasserfälle, sprudelnde Geysire und zwischen zwei Kontinentalplatten das älteste Parlament der Welt. Dazwischen lässt es sich in heißen Quellen hervorragend entspannen, auf hübschen Campingplätzen mitten in der Natur nächtigen und freundliche Bekanntschaft mit entspannten Pferden machen. Das ist Island im Schnelldurchlauf!
Schon bei der Anfahrt zum Ort Hveragerdi sind weiße Dampfschwaden zu erkennen, die aus den Bergen empor steigen. Islands Erde ist warm und aktiv – und das wird hier im Reykjadalur („Rauchtal“) ganz besonders sichtbar. Recht steil bergauf führt ein breiter und ausgetretener Wanderweg zu einem flachen, warmen Flüsschen. In dem warmen, etwas algigen Wasser lässt es sich herrlich entspannen – wenn genug Platz ist, denn der Ort ist beliebt!
Reykjadalur
Es lohnt aber auch der Blick – und der Weg! – weiter ins Tal. Auf einer etwa fünf Kilometer langen Rundtour um einen kleinen Berg nördlich des warmen Flusses lassen sich weitere blubbernde Quellen und schlammige Tümpel entdecken oder bunte Schwefelablagerungen. Mittendrin fühlt man sich vor der Kuppel des ein oder anderen Geothermie-Kraftwerks wie an eine Marsstation versetzt.
Reykjadalur
Reykjadalur
Reykjadalur
Reykjadalur
Reykjadalur
Reykjadalur
Reykjadalur
In der Nähe der Kleinstadt Sellfoss (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Wasserfall im Norden Islands) finden Schachliebhaber eine nahezu unbekannte Pilgerstätte. Vor einer kleinen Kirche inmitten einer dörflichen Häuseransammlung im Nordosten der Stadt liegt Bobby Fischer begraben. Die Ruhestätte ist schlicht und unscheinbar, ohne Hinweise darauf, dass hier der ehemals beste Schachspieler der Welt begraben liegt – und natürlich auch ohne Hinweise auf das turbulente Leben des umstrittenen Mannes.
Kerid-Krater
Am Kerid-Krater begrüßt uns eine große Island-Flagge: weiß-rotes Kreuz auf blauem Grund. Doch die Farbpalette des Kratersees nebenan ist spannender: Wie in einem Tuschkasten glänzt trüb-blaues Wasser am Fuße der rötlich-grün schimmernden Hänge. Und als spielte jemand mit dem Sättigungsregler, verändern die Farben, während wir auf dem Kraterrand einmal um den See spazieren, je nach Sonneneinstrahlung unaufhörlich ihre Intensität.
Kerid-Krater
Zweckmäßig nach seiner Adresse benannt, lässt sich der Reiterhof „Vorsabaer 2“ leicht finden. Der Zuchtstall organisiert kurze aber auch mehrstündige Ausritte in die Umgebung. Abenteuerlustige Wanderer fragen am Nachbarhof um Erlaubnis und erklimmen den 391 Meter hohen Vördufell. Die Route führt über eine Kuhweide und einen kleinen Bach und dann auf der linken(!) Seite einer immer tiefer werdenden Schlucht mit kleinen Wasserfällen bergauf.
Wanderung auf den Vördufell
Es gibt keinen markierten Pfad oder gar einen ausgeschilderten Weg. Gute Orientierung, wo zwischen weichem Moos und rutschigem Geröll am steilen Hand gelaufen werden kann, bieten die Laufwege von Schafen, die hier offenbar hin und wieder grasen. Oben liegt flach und friedlich ein See (Ulfsvatn), an dessen Ufer man auf die schneebedeckte Bergkette am Horizont blickt. Der Rückweg führt am besten auf gleicher Strecke zurück – und bloß nicht über die gefährliche andere Seite der Schlucht, hier gibt es unüberwindbare Abhänge und Wasserfälle.
Secret Lagoon
Die „Secret Lagoon“ ist – Überraschung – alles andere als geheim. Islands ältester Pool präsentiert sich schnörkellos wie ein riesiger Hot Pot: gespeist aus heißen Quellen in der direkten Umgebung, mit feinem Kies auf dem Boden des etwa brusthohen Beckens, und Wassertemperaturen von 38 bis 40 Grad – perfekt! Am Empfang werden auch kalte Getränke verkauft. Praktisch, wenn man seinen vom Getränk-über-dem-Wasser-Halten steif gewordenen Arm gleich wieder im Warmen entspannen und darüber sinnieren kann, ob der isländische Originalname Gamla Laugin übersetzt wirklich „Gammellauge“ heißt…
Secret Lagoon – gar nicht soo „secret“
Am Gullfossbeweist ein riesiger Parkplatz, dass dieser (glücklicherweise noch riesigere) Wasserfall ein echter Superstar in Island ist. Das liegt zum einen daran, dass mit dem Großen Geysir ein weiterer leicht erreichbarer Publikumsliebling direkt nebenan wohnt. Zum anderen ist er mit seinen zwei elf und 21 Meter hohen Fallstufen aber auch einfach ziemlich spektakulär! Die Geschichte, dass eine junge Frau bereit war, ihr Leben zu opfern, damit der Wasserfall nicht einem Staudammprojekt zum Opfer fällt, sorgt für zusätzliche Dramatik. Der Gullfoss wurde gerettet und steht heute unter Naturschutz. Für Besucher gibt es mehrere Aussichtsplattformen (vor allem an der oberen Fallstufe Regenjacke nicht vergessen!).
Die Geysire
Nicht einmal zehn Minuten Autofahrt sind es von hier zu Islands berühmtesten Geysiren. Wer einen regenfreien Moment erwischt und die Windrichtung im Auge behält, kann die regelmäßigen Ausbrüche genießen, ohne nass zu werden. Der Strokkur empfängt seine Besucher mit Schwefelgeruch. Mitten in einem Feld aus weiteren kleinen dampfenden und sprudelnden Wasserlöchern meldet sich der Wasserspucker alle paar Minuten mit einer großen Fontäne, nur Sekundenbruchteile zuvor angekündigt durch sich bläulich-aufbäumendes Wasser. Ein lautes Schnaufen, dann ist schon alles vorbei. Der alte „Große Geysir“, der diesem Phänomen seinen Namen gab, liegt direkt nebenan, ist aber nur noch selten aktiv.
Ausbruch des Strokkur
Nicht ohne Grund warnen Schilder auf dem ganzen Gelände davor, in das kochend heiße Wasser zu fassen. Wer Islands Erdwärme am eigenen Körper spüren will, besucht dazu am besten eine der heißen Quellen. Ungeduldige finden zwei Kilometer nordöstlich des Strokkur ein warmes, aber ziemlich schlammiges und flaches Wasserloch.
Laugarvatn Fontana-Bad
Schöner ist der Besuch im stylischen Fontana-Bad. Direkt am Laugarvatn-See liegt dieses Schwimmbad mit mehreren unterschiedlich warmen Becken (32-40°C) und einer tollen natürlichen Dampfsauna, direkt über den heißen Quellen. Wer sich in einer dieser wasserdampf-gefüllten Holzhütten (bis zu 55°C) aufgewärmt und anschließend im kalten See wieder abgekühlt hat, friert die nächsten Stunden garantiert nicht mehr…
Thingvellir-Nationalpark
In Richtung Westen – und damit zurück nach Reykjavik – führt die Route durch den Thingvellir-Nationalpark. Zwischen der europäischen und eurasischen Kontinentalplatte liegt hier das Herz der isländischen Demokratie! Ein unscheinbarer Stein-Kreis markiert den Ort, zu dem bereits im Jahr 930 Reitwege aus allen Teilen des Landes zusammen führten. Hier berieten schon vor 1100 Jahren die Bewohner Islands über Gesetze und Strafen bei Verstößen und bildeten damit das älteste Parlament der Welt. Allerdings müssen daran wohl etwas andere Maßstäbe angesetzt werden als heutzutage. Unser Tauch-Guide Halli fasst es so zusammen: „I’m not sure about vikings and democracy. Maybe they were the first – but also the worst.“ Heute finden sich neben dem Parlament eine kleine Kirche und die niedliche Sommerresidenz der isländischen Premierminister!
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Thingvellir-Nationalpark
Wirklich überragend ist im Thingvellir-Nationalpark allerdings die Landschaft zwischen den Erdplatten. Die nordamerikanische Plattengrenze verläuft direkt hier, die europäische ist einige Kilometer weiter als grauer Streifen am Horizont sichtbar. Beide driften weiterhin mehrere Zentimeter im Jahr auseinander und bilden ein hervorragendes Wandergebiet mit Seen, Wasserfällen und spannenden Blicken auf die schroffe Erdkruste. Außerdem gibt es hier ein ziemlich spektakuläres Tauch- und Schnorchelrevier!
Tipps:
Wer sich ein Auswärts-Abendessen im teuren Island gönnen möchte, dem sei die PizzeriaÖlverk in Hveragerdi empfohlen. Zu der wirklich sehr guten Pizza gibt es Bier aus der eigenen Brauerei: gutes Pils, sehr gutes Red, und vor allem ein fruchtiges-interessantes mit Schwefel gebrautes Skyr Sour!
Der Campingplatz Alfaskeid liegt sehr hübsch und mit schönem Blick zwischen sanften Hügeln mitten in der Natur. Wenn es hier allerdings stark windet, gibt es keinen Schutz, keine Küche – und das Kochen im Freien wird damit nahezu unmöglich.
Alternativ gibt es in der Nähe den Brautarholt-Campingplatz. Abschreckend wirkt ein monströser grauer Bunkerbau, in dem die Duschen und ein paar Sitzmöglichkeiten untergebracht sind. Hinter hohen und dichten Bäumen lässt sich aber ein windgeschütztes Fleckchen zum Übernachten und Kochen finden.