Die Hauptstadt Georgiens begeistert: Hier lässt sich am besten beobachten und fühlen, wie sehr sich das Land im Aufbruch befindet. An einer Ecke kann Tiflis bei europäischen Städten mithalten, ein paar Straßen weiter bröckelt grauer, post-sowjetischer Charme von den Häuserwänden. Doch so gut wie überall werden Besucher mit offenen Armen empfangen!
Altstadt
Der „schiefe Turm“ von Tiflis bietet sich als Ausgangspunkt für einen ersten Rundgang durch die Altstadt an. Das verspielte Bauwerk ist auf dem besten Weg, ein neues Wahrzeichen der Stadt zu werden! Der Turm ist zusammengesetzt aus Teilen alter Gebäude der Stadt, aber selbst noch nicht einmal zehn Jahre alt.
Von hier ist der Weg nicht weit bis zur Friedensbrücke. Die moderne, geschwungene Glas-Metall-Konstruktion sieht an einigen Stellen zwar schon recht mitgenommen aus, überspannt die Kura (oder Mtkwari) aber elegant fotogen.
Wer auf der rechten Seite des Flusses bleibt, läuft nun durch herausgeputzte, schmale Kopfsteinpflaster-Straßen und -Gassen, in denen stylische Restaurants, Cafés, Shisha-Bars und Galerien um Kundschaft buhlen. Zum Glück finden sich auch hier einfache Imbisse, in denen gutes Khachapuri, das typisch-georgische überbackene Käsebrot, verkauft wird. Es lohnt sich übrigens, in der Altstadt die Tourimeile zu verlassen und durch die noch nicht renovierten Nebenstraßen zu laufen, in denen viele Behausungen dem Verfall preisgegeben sind: Auch hier öffnen zunehmend günstige Gästehäuser und Bars!
Tiflis
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Von der anderen Seite des Flusses fährt eine Seilbahn zur Narikala-Festung hinauf. Von hier hat man den besten Blick über die Stadt! Zu Fuß geht es dann hinunter ins Bäderviertel. In den teils jahrhundertealten unterirdischen Badeanstalten kann man sich stundenweise ein eigenes Becken mieten. Das heiße Wasser kommt direkt aus Schwefelquellen und ist der perfekte Ort zur Entspannung nach einem Sightseeing-Tag in Tiflis. Je nach Preislage ist das Badebecken größer, das Fliesenmuster an den Wänden prächtiger oder es gibt eine eigene Sauna. Wer möchte, bekommt auf Steinliegen auch günstige Massagen.
Jeder normale Körper verweigert nach dem Bad weitere Anstrengungen – zum Glück gibt es viele Restaurants in der Nähe mit gutem georgischem Essen und nette Bars.
Sameba-Kathedrale
Nördlich des Zentrums thront weit sichtbar die Zminda Sameba über der Stadt. Umgeben von einem prunkvollen Park macht das 84 Meter hohe Gebäude von außen deutlich mehr her als von innen. Dass uns hier nicht der Hauch jahrhundertealter Kirchengeschichte umweht, könnte daran liegen, dass die orthodoxe Kathedrale erst im Jahr 2004 nach acht Jahren Bauzeit fertiggestellt wurde.
Die Zminda Sameba
Zum zweiten Aussichtspunkt hoch über der Stadt im Mtatsminda Freizeitpark fährt ein Schrägaufzug. Spätestens von hier fällt der Blick auf den futuristischen Wohn- und Geschäfts-Palast von Bidsina Iwanischwili. Der Oligarch hat Teile seines Milliardenvermögens mit Metall- und Bankgeschäftengemacht, soll aber auch ein Prozent des russischen Staatskonzerns Gazprom halten oder gehalten haben. Er war ab Oktober 2012 georgischer Premierminister, bis er im November 2013 von dem Amt zurücktrat. Noch heute gilt er als einflussreichster Mann des Landes mit besten Verbindungen in die Politik – und nach Russland. Sein Vermögen wird auf 4,6 Milliarden Dollar geschätzt – das entspricht einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts Georgiens!
U-Bahn
1966 wurde in Tbilisi die vierte U-Bahn der Sowjetunion gebaut. Inzwischen hat sie tief unter der Stadt zwei Linien. Lange steile (und schnelle) Rolltreppen führen zu den kurzen Bahnsteigen, an denen unter der Woche alle paar Minuten ein Zug hält (Fahrt 0,50 Lari).
Backstreets of Tbilisi
Die Trinkgeld-basierte Tour beginnt zwei Metro-Haltestellen von der Altstadt entfernt am hippen „Fabrika“-Hostel. Am Eingang der alten Textilfabrik hängt noch ein sowjetisches Wand-Relief, das die Stärke und Einzigartigkeit der georgischen Kultur preist. Die übrige „Street-Art“ der Gegend ist deutlich moderner, meist in Form riesiger Graffitis. Wir laufen durch ein Viertel, das ursprünglich von deutschen Einwanderern erbaut wurde. Viele der alten herrschaftlichen Gebäude gehörten früher reichen Unternehmerfamilien. In der Sowjetunion wurden sie enteignet und die Häuser zu Mehrfamilien-Unterkünften umgebaut. Noch heute werden sie so genutzt – ohne Entschädigung für die ursprünglichen Besitzer. Besonders spannend sind die Hinterhöfe: Bewacht von skeptischen Katzen-Gangs rankt sich viel georgischer Wein verwitterte Holzbalkone hinauf. Die Stadt hat den Wert dieser architektonischen Schätze erkannt und will die Gebäude nach und nach restaurieren – ein Viertel nach dem anderen.
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Tiflis (Backstreets)
Die David-Agmashenebeli-Allee leuchtet bereits in frischen Farben. Ein schick-dekoriertes Restaurant reiht sich an das nächste – die Fußgängerzone am linken Kura-Ufer ist die neue Ausgehmeile von Tiflis.
Wir überqueren den Fluss und erkunden den „Dry Bridge“-Flohmarkt. Hier wird alles verramscht, was ernstzunehmende Antiquitätenläden nicht einmal ihren gutgläubigsten Kunden andrehen würden. Gebrauche Rasierapparate neben Einzelteilen von Gürtelschnallen, Sowjet-Medaillen zwischen Miniatur-Stalin-Büsten und halb-zerbrochenen Kronleuchtern – Jäger skurriler Souvenirs werden hier definitiv fündig! Neben dem Nippes-Abverkauf findet sich hier aber auch eine überraschend große Freiluftgalerie lokaler Künstler!
Auf die Idee, das Bürgeramt von Tbilisi zu besuchen, kommen wohl wenige Touristen – auch wenn die Architektur tatsächlich neugierig macht. Tourguide Tamar zeigt uns stolz das große pilzförmige Gebäude: Von Georgien könnten andere Länder in Sachen Bürokratieabbau etwas lernen. Führerschein oder Reisepass – statt wie früher von Behörde zu Behörde zu rennen, bekommen die Bürger seit einigen Jahren alles unter einem Dach. Angeblich schnell und freundlich – und mit Termin sogar am Sonntag!
Noch haben wir etwas Zeit, bis unser Nachtzug nach Sugdidi fährt. In der Annahme, dass die Fahrt nicht besonders erholsam wird, entscheiden wir uns, die nötige Bettschwere bei einer Weinprobe herzustellen – schließlich beansprucht Georgien ja für sich, den Weinbau erfunden zu haben. Papa Hemingway tischt sowohl diese traditionellen Amphorenweine auf (bei denen die Trauben zusammen mit Schalen, Kernen und Stängeln vergären), als auch für den europäischen Gaumen vertrautere Geschmacksrichtungen. Viele Weine sind sehr gut, andere erreichen stolze 16 Vol.% Alkohol und liefern den Kopfschmerz direkt beim ersten Schluck.
Wer nicht auf mit halbseidenen Fahrern Taxipreise aushandeln möchte, nutzt das Uber-ähnliche Taxify (Taxify) oder Maximtaxi (Maxim Taxi)! Eine normale 10-Minuten-Fahrt in der Stadt kostet ca. 5 Lari.
Eine Simkarte von Magti (beste Netzabdeckung) bekommt ihr schon am Flughafen (sinnvoll für die erste Taxi-Bestellung). Die angebliche „Mindest-Aufladesumme“ von 30 Lari für 15GB ist allerdings Quatsch – in der Stadt gibt es weniger Datenvolumen für weniger Geld.
Im Restaurant Azarphesha gibt es nicht ganz günstige aber sehr leckere Spezialitäten verschiedener georgischer Regionen. Viele gemütliche und schicke Restaurants findet man auch auf dem David Aghmashenebeli Boulevard oder in der Altstadt zwischen Friedens- und Metekhi-Brücke.
Georgien beansprucht für sich, den Weinbau erfunden zu haben. Eine garantiert üppige Weinprobe ist deshalb nur zu empfehlen, z.B. bei Papa Hemingway (15 Lari)!