Eine unterirdische Kathedrale im Fels eines Salzbergwerks ist die Attraktion von Zipaquirá. Während Hauptschiff, Seitenaltare und Kreuzweg sonst in einem Gebäude verschmelzen, sind sie hier in verbundenen Stollen angelegt. Etwaige Erweckungserlebnisse werden allerdings vom hartnäckigen Einsatz bunter Farbwechsel-LEDs untermalt. Es lohnt sich, danach für ein paar Extra-Pesos den Grubenhelm aufzusetzen und sich durch stockfinstere Gänge der alten Mine führen zu lassen.
Ein Ausflug nach Zipaquirá ist ein entspannter Tagestrip von Bogotá. Busse fahren ab dem Portal Satélite del Norte (Transmilenio bis Portal del Norte) und brauchen etwa eine Stunde bis ins Zentrum von Zipaquirá. Es lohnt nicht, ein Taxi zur Salzkethedrale zu nehmen. Zu Fuß seht ihr mehr! Zum Beispiel den Parque Principal (wo die „echte“ aber längst nicht so aufregende Kathedrale der Stadt steht). Einen Block westlich liegt die Plaza de la Independencia mit vielen Restaurants und Bars.
Aber weiter in Richtung Salzkathedrale: Drei Blocks südlich der beiden Plazas führt die „Ruta del Sal“ direkt zum Eingang. Ausländische Touristen zahlen natürlich mehr – nicht hinterfragen. Tipp: legt gleich noch ein paar Pesos für die Ruta del Minero drauf! Eintritt in die Kathedrale gibt es nur mit Führung (spanisch oder englisch). Nehmt euch dafür mindestens zwei Stunden Zeit!
Die Salzkathedrale ist bereits die zweite ihrer Art. Die alte liegt im selben Berg, in Stollen darüber – ist aber einsturzgefährdet. Auch heute wird hier noch Salz abgebaut, allerdings unter der Kathedrale und vollautomatisch. Statt Minenarbeitern spazieren also nur noch Touristen in den Berg – und das etliche! Vor allem am Wochenende ist die Kathedrale rappelvoll – unter der Woche ist alles entspannt.
Im Gegensatz zu Kathedralen „über Tage“ besteht diese nicht aus einer großen Halle, in der alles untergebracht ist, sondern aus dunklen länglichen Stollen, die miteinander verbunden sind. Der Guide spricht von „minimalistischer Kunst“ – erwartet also keine mächtigen Säulen oder prunkvollen Schmuck… Jede Station des Kreuzwegs ist mit steinernen Gebetsbänken vor einem Steinkreuz ausgestattet – und bunter, die Farbe wechselnder LED-Beleuchtung. Muss man mögen… Highlight ist in jedem Fall das hohe Hauptschiff, 180 Meter unter der Erde. Dank LEDs lässt sich die Maserung des Salzgesteins an der Decke bewundern, genauso wie ein 16 Meter hohes Kreuz.
Mit Spitzhacke durch den Touristenstollen: Die Ruta del Minero.
Nach der Tour werden die Besucher an der obligatorischen Reihe Souvenirstände vorbeigeschleust (als „einziges Shoppingcenter in einem Berg“ angepriesen). Hier ist es an der Zeit, sich zur „Ruta del Minero“ abzuseilen und sich nach der Religion dem eigentlichen Zweck des Bergwerks zu widmen: dem Salzabbau. Ausgestattet mit einem Grubenhelm mit Lampe führt der Weg tiefer in den Berg hinein. Weil die Batterien früher noch keine ganze Arbeitsschicht hielten, wurden die Lampen nur zum Arbeiten eingeschaltet. Zur Fortbewegung hatten die Bergleute Seile an der Wand befestigt, die ihnen als Führungslinie in völliger Dunkelheit dienten. Auch die Besucher schalten die Lampen aus und tappen vorsichtig voran. Steine auf dem Boden, Stufen oder niedrige Felsvorsprünge – nicht zu sehen und ein echtes Erlebnis! Nebenbei erfährt man, dass in dem Bergwerk heutzutage etwa 400 Tonnen Salz pro Tag gefördert werden und das auch noch für die nächsten 50 Jahre reichen sollte. Salz mitnehmen ist auch erlaubt! Am besten, man schlägt es schwitzend selbst mit einer (zugegeben ziemlich stumpfen) Spitzhacke – so wie die Bergleute, bevor ihnen Dynamit die Arbeit erheblich erleichterte. Nach draußen müssen die Touristen selbst finden. Aber das ist ja nach diesem Bergwerk-Einsteigerseminar kein Problem mehr…
Zurück nach Bogotá fahren ständig Busse ab dem Terminal in der Carrera 7 (zwischen Calle 10 und 12).