Eisblau und milchig-trübe liegen die Gletscherseen vor der Bergkulisse der Neuseeländischen Alpen – kein Wunder, dass sie auf der Beliebtheitsskala vieler Besucher weit oben stehen.
Malte Führing
Eisblau und milchig-trübe liegen die Gletscherseen vor der Bergkulisse der Neuseeländischen Alpen – kein Wunder, dass sie auf der Beliebtheitsskala vieler Besucher weit oben stehen.
Der trockene Sommer hat Spuren hinterlassen: Das Gras leuchtet eher gelb als grün. Lake Tekapo sticht trotzdem eisblau, milchig-trüb aus der Landschaft hervor. Auf einem Hügel an der Südspitze des Sees zieht eine kleine Kapelle die Aufmerksamkeit auf sich – als streckte ein Touristenführer sein Klemmbrett in die Höhe, um eine Reisegruppe zu sammeln. Der optimale Selfie-Spot, entsprechend ist der Andrang. Erst am Ufer des Sees verläuft es sich etwas.
Auf dem Weg zum Nachbarsee Lake Pukaki entscheiden wir uns für die längere Route durchs Hinterland. Die Braemar Road schlängelt sich durch eine steppenartige Weidelandschaft auf die Neuseeländischen Alpen am Horizont zu. Doch bald erscheint ein schmaler intensiv-blauer Streifen, der immer breiter wird und schließlich Gras und Berge trennt: Lake Pukaki ist noch größer als sein Nachbar Tekapo – und dank der dicht hinter dem Ufer aufragenden Bergkulisse noch imposanter. Unser Ziel liegt an der Nordwestspitze des Sees: der Campingplatz Glentanner Holiday Park. Doch statt der gut zehn Kilometer Luftlinie müssen wir etwa 65 Kilometer einmal fast um den ganzen See herum fahren. Denn Lake Tekapo wird im Norden von Gletscherwasser gespeist und an dem Zufluss gibt es keine Brücke. Die Fahrt am Ostufer entlang ist besonders beeindruckend. Die Straße führt dicht am eisbonbonfarbenen Wasser entlang, dahinter die Berge.
Noch spektakulärer wird es hinter dem Glentanner Holiday Park: Je mehr sich die Straße dem Mount Cook Nationalpark nähert, desto mächtiger ragen die Berge empor. Die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 100km/h auszureizen, wäre bei dieser Aussicht einfach zu schade.
Hinter der eisernen Brücke über den Hooker River sind es nur noch wenige Minuten Fahrt bis zu einem kleinen Parkplatz, von dem aus mehrere Wanderwege starten. Wir entscheiden uns für den kurzen Aufstieg zum Tasman Glacier Viewpoint. Hinter einer riesigen Fläche dunkelgrauen Moränenschutts erstreckt sich der Tasman Lake, an dessen Nordende der Gletscher taut. Ebenfalls bedeckt von einer dunklen Geröllschicht ist es nicht der Gletscher, der hier die Aufmerksamkeit auf sich zieht, sondern sein sichtbares Verschwinden. Mit vielleicht noch mehr als 20 Kilometern Länge gilt der Tasman Glacier zwar weiterhin als längster Neuseelands. Doch in den vergangenen Jahren schmolz er zunehmend ab – zuletzt mehrere hundert Meter im Jahr.