Dass Manizales mitten im wichtigsten Kaffee-Anbaugebiet Kolumbiens liegt, fällt auf den ersten Blick gar nicht auf. Dabei war es der Handel mit Arabica-Bohnen, der die Stadt Ende des 19. Jahrhunderts groß gemacht hat. Heute spielen Bier und Rum offenbar eine größere Rolle, wenn abends und vor allem am Wochenende viele der tausenden Studenten in den vielen Pubs und Bars der Zona Rosa die Wirtschaft ankurbeln.
Nach Manizales zu fliegen lohnt sich gleich mehrfach: Zum einen spart ihr neun Stunden im Bus, zum anderen ist der Anflug auf die Stadt durch die grünen Berge ein Highlight für sich – am besten einen Fensterplatz auf der linken Seite buchen. Die Stadt selbst hat nicht mehr zu bieten als man an einem entspannten Tag abklappern könnte: Eine Beton-Kathedrale an einem Beton-Platz inmitten eines Stadtzentrums, das von Verkehr und Abgasen erstickt wird – das geht besser. Wer die steilen Straßen zu Fuß ins Chipre-Viertel emporstapft, wird oben immerhin mit einem guten Blick über die Stadt von einem zum Aussichtsturm umgebauten Wasserspeicher belohnt – bei wolkenlosem Himmel soll der Sonnenuntergang von hier besonders schön anzuschauen sein. Tagsüber ist eine Fahrt mit der Seilbahn vielleicht die lohnendere Alternative. Sie verbindet das Zentrum mit Stadtvierteln im Tal. Endstation ist im kleinen Nachbarort Villamaría, an dessen Plaza man gemütlich Bier trinken kann.
Yeah, Seilbahn fahren – normales Transportmittel im bergigen Manizales!
Manizales hat eine sehr junge Bevölkerung. Das liegt vor allem an den Universitäten, von denen es mehrere in der Stadt gibt. Der große Vorteil: Studenten brauchen Studentenleben – und das spielt sich hauptsächlich in den Bars, Kneipen und Cafés der Zona Rosa ab – rund um die Torre del Cable, einen alten hölzernen Seilbahnmasten. In Manizales startete früher die längste Seilbahn der Welt! Über 73 Kilometer wurde hier vor allem Kaffee transportiert. Ein paar wacklige Gondeln hängen noch über der Hauptstraße, die alte Seilbahnstation kann man auch besichtigen.
Ein Erlebnis ist (wie so oft) der Markt! „La Galería“ im Zentrum besteht aus zwei großen Runden Hallen, in denen vor allem Lebensmittel verkauft werden. Wer keine Scheu hat, sich durch Reihen von Innereien in der Fleischabteilung zu schieben, frisches Obst und Gemüse kaufen will oder auf der Suche nach getrockneten Heilkräutern ist, wird hier fündig. Allerdings: Markt ist Markt und nicht immer der sicherste Ort in der Stadt. Aber wer unter der Woche vormittags kommt, wird sicher ein nettes Gespräch mit den Verkäufern führen können – und angesichts des ungekühlten Fleisches geruchsmäßig nicht völlig aus den Latschen kippen…
Warum ihr aber wirklich nach Manizales kommen solltet, sind die Ausflüge in die Umgebung. Mit dem Nationalpark Los Nevados liegt ein hübsches Wanderrevier vor der Tür – mit verschiedenen Tagestour-Angeboten. Die Tour zum Torre del Ruiz ist eine entspannte Bustour, während beim Nevado Santa Isabel einen mehrstündiger Fußmarsch dabei ist. Entspannung findet ihr danach in vielen Thermalbädern der Umgebung. Da Manizales mitten im wichtigsten Kaffee-Anbaugebiet Kolumbiens liegt, könnt ihr von hier aus auch Kaffee-Fincas besuchen und euch Anbau und Röstung anschauen.
Tipps:
- Nahe des Torre del Chipre gibt’s kalte Getränke und gutes Mittagessen im Restaurant „Nanay Cucas“.
- Lieber eine Unterkunft in der Zona Rosa suchen als im Zentrum, denn in den Bars und Kneipen ist abends immerhin etwas los. Das Hostal de la 57 ist gut gelegen und bietet leckeres, einfaches Frühstück – allerdings ist die Hilfsbereitschaft an der Rezeption bei Fragen manchmal größer als das tatsächliche Wissen…