Hier bekommen selbst Stadtkinder große Augen: New York ist nicht einfach eine Metropole mit enormer Anziehungskraft, sondern ein Lebensgefühl!
Bei meinem ersten Besuch in New York habe ich schon herausgefunden, was man in 2,5 Stunden in der Stadt machen kann. Jetzt ist es Zeit für einen längeren Besuch. 3,5 Tage sind es dieses Mal. Ausreichend für einen ausführlicheren zweiten Blick, aber noch immer nur ein Kratzen an der Oberfläche.
Nach der Landung in Newark gegen Mittag dauert es noch einmal knapp fünf Stunden, bis wir durch die Immigration sind und mit Bus und U-Bahn Williamsburg erreichen. Rund um die Unterkunft nahe der Bedford Avenue wimmelt es von Hipstern! Und heute ist auch noch Flohmarkt… Heißt: Zwanghaft außergewöhnliche Menschen kaufen individuell-Handgemachtes an Straßenständen, die den halben Gehweg blockieren.
Zu Fuß über die Brooklyn Bridge
Mit der Fähre fahren wir von North Williamsburg nach Dumbo unter der Brooklyn Bridge. Der Blick vom Empire Fulton Ferry State Park auf die Brücke und die Skyline Manhattans in der Abendsonne ist einmalig! Ein kurzer Spaziergang durch das Viertel und wir stehen auf der Brooklyn Bridge. Radfahrer klingeln sich den Weg frei durch die Touristenmassen, die alle paar Meter stehen bleiben, um das Panorama mit Blick über den East River, die Wolkenkratzer Lower Manhattans, die Freiheitsstatue in der Ferne und Brooklyn zu genießen.
Wir tauchen in die Hochhausschluchten ein und befinden uns bald in der Wall Street. Am Wochenende geht von hier nicht gerade der Geruch des großen Geldes aus – vielleicht wird er auch davon übertüncht, dass sich in dieser Stadt ohnehin alles um Geld dreht… Am berühmten Wall-Street-Bullen drängen sich Inder und Asiaten, um ein Foto zu ergattern, auf dem sie entweder die Hörner oder seine Hoden(!) anfassen. Offenbar soll das Glück im Sinne von Geld bringen…
Quer durch Lower und Midtown Manhattan
Das 9/11-Memorial am Ort des alten World Trade Centers ist nun ein offener Platz und nicht mehr abgesperrt wie noch vor ein paar Jahren. Die Wasserfälle ziehen aber immer noch ständig hunderte Besucher an – vor allem vor dem 16. Jahrestag, zu dem wir zufällig in der Stadt sind. Das neue „One World Trade Center“ ist inzwischen auch fertig: hoch, glänzend, verglast, monumental.
New York
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Der „New York Pass“ soll uns Zeit und Geld beim Sightseeing sparen. Wir laufen wieder zur Südspitze Manhattans und steigen in eine der Statue of Liberty & Ellis Island Ferrys. Auf dem Oberdeck ist es so voll, dass wir im Sitzen kaum etwas erkennen können. Die Skyline in unserem Rücken wird kleiner, die Fotoapparate und Smartphones klicken und klacken, je näher wir der Freiheitsstatue kommen. Wir steigen nicht aus und suchen uns lieber einen besseren Platz. Die Fähre fährt glücklicherweise noch einmal um Liberty Island herum. Jetzt bekommen auch wir gute Fotos der New Yorker Ikone. Nächster Stopp: Ellis Island. Wir steigen aus und tauchen in die Welt der Einwanderer ein, die hier ab Ende des 19. Jahrhunderts heute unvorstellbare Kontrollen über sich ergehen lassen mussten. Gesundheits-Checks am Fließband, lächerliche Intelligenztests, Untersuchungshaft – und wir beschweren uns über Esta heutzutage…
New York vom Wasser aus
An der Nordspitze Ellis Islands ist es schwer, sich an der Skyline Manhattans sattzusehen. Wieder zurück laufen wir zu Fuß vom Fähranleger gen Norden und stärken uns an einem der Foodtrucks am Broadway mit leckerem indischem Curry. Die Fährfahrt hat länger gedauert als erwartet – so wie in New York überhaupt alles länger dauert. Die Distanzen sind groß, ständig gibt es neue Ablenkungen entlang des Weges. Mit der Metro fahren wir zur 34th Street-Hudson Yards und laufen den Hudson River entlang. Neben dem alten Flugzeugträger „Intrepid“, einem monströsen Kriegsgerät, startet eine der beliebtesten Bootstouren der Stadt, der „Harbour Lights Cruise“.
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Kurz vor Sonnenuntergang geht’s los. Wir fahren den Hudson River hinunter und bewundern die glänzenden und schimmernden Fassaden in der Abendsonne. Der Dampfer biegt in den East River ein, durchfährt die Brooklyn-, Manhattan- und Williamsburg-Brücken und kehrt erst um, als die Wolkenkratzer Manhattans ihre Lichter einschalten und die Stadt in eine völlig neue, glitzernde Atmosphäre tauchen. Wir umschiffen die erleuchtete Freiheitsstatue und bewundern die monumentalen Lichtsäulen des „9/11 Tribute in Light“, die die zerstörten Zwillingstürme nachstellen sollen, wie Lichtschwerter die (für New Yorker Verhältnisse) Dunkelheit durchschneiden und jedes noch so hohe Gebäude der Stadt in den sprichwörtlichen Schatten stellen. Diese zweieinhalb Stunden Fahrt sind definitiv ein Highlight in New York!
Eigentlich sind wir keine Freunde von Bus-Stadtrundfahrten. Aber die Routen des (im „New York Pass“ beinhalteten) „Big Bus“ decken einige Stadtteile ab, die wir zu Fuß zeitlich nicht hätten erkunden können. Wir fahren vorbei am Betonklotz der Vereinten Nationen. Hunderte Flaggen vor dem Gebäude bedeuten, dass hier die Welt zuhause ist. Am bunten und überladen-quirligen Times-Square steigen wir aus. Leuchtreklamen in allen Formen und Farben empfangen und beeindrucken uns. Bunt, schrill und blinkend versuchen sie, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Wo wir zuerst hinsehen sollen? Keine Ahnung… Reizüberflutung total!
Im Park vor der New York Public Library finden wir Ruhe (und sättigendes Mittagessen in einem der angrenzenden Geschäfte). Offenbar machen nicht nur wir hier Mittagspause! Die grüne Wiese bietet Abwechslung im grauen Beton-Dschungel der Stadt. Die Bücherei ist beeindruckend groß – dafür gibt es weniger Bücher als Marmor zu sehen. Die alten Lesesäle sind längst in iPad- und Laptop-Säle umgewandelt.
Wolkenkratzer
Am Empire State Building machen es unendliche Wartebereiche unabsehbar, wann der ersehnte Fahrstuhl endlich nach oben fährt. Und zwar ganz nach oben! Denn selbst als wir fast dort sind, gibt es noch einen Foto-Stopp vor der grünen Wand… Wir sind genervt. Einmal auf der Aussichtsplattform ist aber all das vergessen. Der Blick ist atemberaubend, das Wetter toll, New York liegt uns wirklich zu Füßen! Wir können uns kaum satt sehen. Wassertanks auf Hochhäusern, gelbe Taxis in den Häuserschluchten, Flugzeuge, die wie an einer Perlenschnur aufgereiht einen der drei großen Flughäfen der Stadt ansteuern. Außer dem „Ah“ und „Oh“ der Touristen auf der Aussichtsplattform kommen alle Geräusche von unten: Hie und da ein paar Polizeisirenen – vor allem rauscht es. New York rauscht. Und berauscht! Alles und jeder wird in diesem riesigen Betonstrudel verschluckt – und der wächst sogar noch: Überall wird gebaut. Ein Wunder, dass überhaupt noch Platz für Neues ist und der Hunger nach „höher“ und „teurer“ noch nicht gestillt ist…
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Wieder warten, Sicherheitskontrolle, obligatorisches Erinnerungs-Foto, Schlangestehen – auch bis wir auf der Aussichtsplattform des Rockefeller Centers angekommen sind, vergehen Stunden! Doch wieder ist der Blick enorm, das Lichtermeer fesselnd: Die Stadt leuchtet und funkelt jetzt – und rauscht weiter, auch nachts. Wir glauben gerne, dass New York niemals schläft! Lange halten wir es hier oben nicht aus. Zu müde sind wir nach diesem zweiten Tag. Der Exit ist wie immer durch den Gift Shop
Rund um den Central Park
Am Times Square erwischen wir den letzten „Big Bus“ der Uptown-Route: Damit umkurven wir den kompletten Central Park und bewundern entgeistert die teuersten Apartments der Stadt und (Zweit-, Dritt-, …) Wohnorte der Hollywood-Stars. Der Bus fährt durch den großen Campus der Columbia University und erobert Harlem. In diesem Stadtteil ist das Wohnen noch halbwegs bezahlbar. Das Essen offenbar auch – der Busfahrer deckt sich jedenfalls noch für die Spätschicht ein.
Am Plaza Hotel („Kevin allein in New York“) steigen wir aus, aber nicht ab. Noch ein schnelles Selfie am schwer-bewachten Trump-Tower und wir flanieren an den teuren Geschäften der 5th Avenue vorbei bis zum Rockefeller Center. Dort steigt gerade eine halbwegs private Party auf dem Platz, auf dem einmal im Jahr der große Weihnachtsbaum steht. Doch auch in dieser Jahreszeit geht es offenbar ums Gesehenwerden – während der Eintritt nur mit streng-kontrollierter Gästeliste möglich ist, schaut das breite Publikum eben von oben zu…
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Eine Ecke weiter am Central Park sind 3,50 Dollar schlecht investiertes Geld in einen miesen Hot Dog. Mit dem Fahrrad durch den Park zu fahren, ist da schon eher ein Erlebnis. Allerdings darf man nur auf dem breiten Hauptweg fahren – und auch nur gegen den Uhrzeigersinn. So bekommen wir einen guten Überblick, tauchen aber nicht wirklich tief ein in die grüne Lunge der Stadt. Das geht nur zu Fuß. Aber das Rad abstellen, anschließen, eine Runde laufen, zurück zum Rad, abschließen und weiterradeln ist leider keine Option. Dass der Central Park derart durchreglementiert ist, hatten wir nicht erwartet. Trotzdem ist er ein einzigartiger Ruhepol mitten in der Stadt – mit Seen, dichtem Wald, einladenden Wiesen und viel Platz für Freizeitsportler und Pferdekutschen!
Chelsea Market und Highline Park
Unser letzter Tag in New York ist Park&Art-Day. Gegen den Chelsea Market ist die Hamburger Rindermarkthalle ein Klacks – oder hat sich dort jemand sogar etwas in New York abgeschaut? In der alten Oreo-Keksfabrik (hier wurde er erfunden) sind jetzt hippe Öko-, Bio-und Handmade-Läden untergebracht, mit viel Liebe zum Detail. Jeder verspricht eine neue Geschmacksexplosion – und ruft dafür echte Mondpreise auf. Ein Sandwich unter zehn Dollar? Keine Chance.
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Von der Markthalle sind wir schnell auf der „High Line“. Die alte Hochbahntrasse windet sich durch den Westen Manhattans vom Meatpacking District bis zum Hudson River. Auf den Gleisen der ehemaligen Güterbahn herumzuspazieren, bietet überraschende Einblicke in teure Apartments (5-50 Millionen Dollar für 2,5 Zimmer?!) und neue Perspektiven auf die Stadt. Sechs bis neun Meter über dem rauschenden Verkehr ist der 2009 eröffnete Park eine grüne Oase und ein echtes „neues“ Highlight der Stadt. Über einen großen Bogen führt die Trasse um die Abstellgleise der Pennsylvania-Station herum, bis sie wieder Straßenniveau erreicht.
Brooklyn
Mit der Subway fahren wir über die Williamsburg Bridge und erkunden den Stadtteil am späten Nachmittag zu Fuß. Im Vergleich zu Manhattan fühlen wir uns wie in einer anderen Welt. Weniger hochgestylte Menschen, schick-schäbige Lädchen und Restaurants die mit dem „draußen pfui – innen hui“-Effekt spielen: Was auf den ersten Blick einfach und günstig aussieht, stellt sich doch als recht exklusiv heraus – Hipsterziel erreicht. Unter der Williamsburg Bridge findet sich ein weiteres Highlight in der Stadt: Die North Brooklyn Farms. Ein Urban-Gardening-Projekt mit verspielten Lichterketten über dem Gemüsebeet, kleiner BMX-Strecke, Kiosk und grandiosem Blick auf die Brücke, den East River und die Skyline Manhattans. Das alte, heruntergerockte Fabrikgebäude nebenan wird aber bereits von einem Apartmenthochhaus bedrängt, das die Idylle in die Enge treibt. Gentrifizierung in nur einem Straßenquadrat erklärt.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Drei Tage New York und wir haben nur an der Oberfläche dieser Stadt gekratzt. Durch die langen Wege und ewigen Wartezeiten ist es fast unmöglich, viele Sehenswürdigkeiten an einem Tag zu bestaunen. Dabei ist die ganze Stadt eine Sehenswürdigkeit und zu Recht ein Traumziel. Wir sind überzeugt! Einziges Manko: New York ist teuer. Ohne Geld geht zwar einiges. Doch es ist eine Herausforderung. Die Verlockung, einfach die Kreditkarte durchs Gerät zu ziehen mit dem Gedanken „Na, einmal kann man das schon bezahlen“, ist einfach zu groß – und wird schnell zur Gewohnheit…
Tipps:
Bei wenig Zeit und dem ersten Besuch lohnt eine teure Unterkunft in Manhattan. Spannender ist es allerdings in Brooklyn, v.a. Williamsburg.
Ein Burger ist Pflichtprogramm in New York. Schwer angesagt ist der „Burger Joint“ im Le Parker Meridien Hotel. Die Schlange in der Lobby kann lang sein, aber es lohnt sich! Der Laden ist derart unscheinbar, dass seine Gäste wohl alle nur auf Empfehlung oder aus Erfahrung kommen. Die Preise sind gut, der Burger noch besser! Die Pommes-Portion reicht für zwei und der Burger ist genau so, wie man ihn sich vorstellt, wenn man eben an einen Burger in New York denkt.
Es gibt mehrere Rabatt-Karten für Sehenswürdigkeiten in New York. Der „New York Pass“ bot aus unserer Sicht das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für drei Tage Power-Sightseeing.
Spart euch den Hot Dog am Central Park! Wirklich: einfach nicht essen.