Nepals wichtigster Feiertag besteht eigentlich aus 15 Feiertagen. Dasain ist so etwas wie Weihnachten auf Nepalesisch, nur dass eben nicht nur Hindus feiern, sondern eigentlich alle Nepalesen. Tiere werden geopfert, die Menschen reisen quer durchs Land zu ihren Familien und veranstalten bunte – und sehr laute – Straßenumzüge. Grob gesagt feiern sie den Sieg des Guten über das Böse.
Der Bindhyabasini Mandir Schrein thront über Pokhara. Normalerweise ist die Aussicht von hier über die Stadt das einzig Aufregende. An diesem Tag allerdings nicht: Mehr als hundert Hindus feiern den vierten oder fünften Tag Dasain (so genau wissen sie es auch nicht). Auf einem Gottesdienst wird getantzt, Musik gespielt und gesungen. Wir dürfen uns unter die Feiernden mischen und freundlich empfangen. Ein Glück, denn es regnet so startk, dass nur eine dicke Plastikplane halbwegs Schutz bietet.
Zu Dasain werden überall im Land bis zu zehn Meter hohe Schaukeln aus langen Bambusstäben aufgebaut. Wer vom Boden abhebt, heißt es, wird die schlechten Gefühle los. Außerdem werden tausende Ziegen aus den Bergen in die Dörfer und Städte getrieben – um dort am neunten Tag des Festes geopfert bzw. geköpft zu werden. Ihr Blut, verspritzt auf Werkzeuge, Autos und sogar Flugzeuge(!), soll göttliche Kraft bringen.
Dasain bedeutet für nepalesische Familien Stress:Morgens ist der Besuch bei den Eltern der Frau Pflicht, abends müssen sie bei den Eltern des Mannes sein. Weil die Distanzen in Nepal groß und jeder Transport langsamist, heißt das: Die Familie sitzt eigentlich den ganzen Tag herausgeputzt im Bus. Ein irrer Reiserummel – abgesehen davon, dass ja kaum Busse fahren, weil sie kein Benzin haben…
Dasain bedeutet auch viel Alkohol.Bunt geschmückte Wagen ziehen durch die Straßen, darauf viele Götterfiguren, noch mehr verkleidete und bemalte Menschen und riesige laut-wummernde Lautsprecherboxen. Musiker ziehen hinterher, tanzen – und trinken. Das Fest beginnt traditionell nach der Reisernte im Sommer. Dann lassen Kinder vom Dach ihrer Häuser Drachen steigen und erinnern Gott, ab jetzt keinen Regen mehr zu schicken. Manchmal geht es aber auch einfach nur darum, die Drachenschnur des anderen zu kreuzen.